Egon Erwin Kisch

APA/MUSEUM DER TECHNISCHEN LITERATUR

Gedanken für den Tag

Kisch als investigativer Journalist

Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschaftler, zum 75. Todestag von Egon Erwin Kisch

Egon Erwin Kisch war ein vielseitiger Autor. Er ist auch ein Wegbereiter des investigativen Journalismus. Nicht zuletzt ist sein Werk mit der größten Spionageaffäre der Habsburger Monarchie verbunden, mit dem Fall des Generalstabschefs Oberst Alfred Redl.

Der einflussreiche homosexuelle Offizier hat im Laufe seiner Karriere Aufmarschpläne Österreich-Ungarns und andere wichtige militärische Geheimnisse an Russland verraten. Redl war für Kisch ein skrupelloser Doppelspion, der am Ende durch Zufall aufflog und nicht ohne Druck von seinem Vorgesetzten und von einflussreichen Personen zum Selbstmord gezwungen wurde. Mutigen Journalisten wie Kisch war es zu verdanken, dass die Absicht, den Skandal zu vertuschen, fehlschlug.

In einem ganz anderen brisanten Fall ging es um Fälschung. Entdecker einer - angeblich - altböhmischen Handschrift aus dem 9. Jahrhundert war der junge Altslawist Wenzel Hanka. Der Fund machte Furore, schien er doch eine ungebrochene tausendjährige alte Tradition des Tschechischen zu beweisen. Der Fund wurde zu einem Vorzeigeobjekt der tschechischen Wiedergeburt der Entdecker der Pergamentschrift von Dvur Kralove (Königinhof), ein berühmter, vielfach geehrter Mann. Auch Goethe und die Gebrüder Grimm reagierten begeistert.

Vier Jahrzehnte später wurde "anhand einer Fülle sachlicher Details" im "Tageboten aus Böhmen" der Verdacht laut, bei dem Fundstück handle es sich um eine Fälschung. Das zwang Hanka gegen den Herausgeber Klage wegen Verleumdung einzureichen. Hanka gewann die ersten beiden Prozesse, letztendlich wurde sein Kontrahent David Kuh freigesprochen. Nach weiteren zwanzig Jahren wurde die Fälschung bewiesen.

Es war Kisch zufolge "kein reiner Kampf um wissenschaftliche Wahrheit", sondern Teil eines unerbittlich geführten verhängnisvollen Sprach- und Kulturkampfes.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Bryan Ferry
Bearbeiter/Bearbeiterin: Bryan Ferry (Arr.)
Bearbeiter/Bearbeiterin: Colin Good (Arr.)
Gesamttitel: Babylon Berlin Vol.II - Season 3 / Original Fernsehmusik
Titel: The only face/instr.
Orchester: The Bryan Ferry Orchestra
Leitung: Colin Good
Solist/Solistin: Baritone Saxophone, Clarinet - Alan Barnes
Solist/Solistin: Bass Saxophone - Richard White
Solist/Solistin: Clarinet - Robert Fowler
Solist/Solistin: Drums - John Sutton
Solist/Solistin: Trombone - Malcolm Earle-Smith
Solist/Solistin: Trumpet - Enrico Tomasso
Solist/Solistin: Ukulele, Banjo, Steel Guitar, Guitar - Martin Wheatley
Länge: 02:58 min
Label: Warner 4050538595918 / BMG Rights Management (2 CD)

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