Ein Erbe für alle

11. April 2023, 13:00

Die soziale Ungleichheit wächst, die Chancengleichheit nimmt ab - diese Entwicklung lässt sich in Österreich seit einigen Jahrzehnten beobachten. Immer mehr Vermögen konzentriert sich im Besitz der Reichsten. In Österreich besitzen die obersten zehn Prozent der Haushalte knapp 60 Prozent des Gesamtvermögens. Die vermögensärmere Hälfte der Haushalte besitzt so gut wie kein Vermögen. Wer also reich ist, bleibt es auch, denn der Reichtum wird an die nächste Generation weitergegeben.

Doch in Österreich wird nicht nur Vermögen vererbt, sondern auch der Bildungsstand. Bildung ist eine zentrale Größe für den Lebensverlauf eines Menschen: Je höher der Bildungsstand, desto länger die Lebenserwartung, desto höher das Einkommen, desto aktiver die politische Teilhabe. Es ist ein bekanntes Problem: Bildungsaufstieg ist in Österreich nach wie vor selten. Der Bildungstand der Eltern hat großen Einfluss auf den Bildungsstand der Nachkommen. Nur rund 20 Prozent der 25- bis 34-jährigen, die nicht mehr in Ausbildung sind, haben einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern erreicht. Je niedriger der Bildungsabschluss der Eltern, desto schwerer der Bildungsaufstieg für die nächste Generation.

Was könnte der fehlenden sozialen Mobilität entgegenwirken? Der Ökonom Wilfried Altzinger sieht in einem bedingungslosen Grunderbe einen sinnvollen Schritt in Richtung Chancengleichheit. Es wäre eine Art Startgeld beim Eintritt ins Erwachsenenalter. Zum 18. Geburtstag, so die Idee, würden junge Menschen ein Grunderbe von 20.000 Euro erhalten, um einen Ausgleich der enorm ungleichen Lebenschancen zu bewirken. Finanziert werden könnte dieses Grunderbe über Einnahmen aus einer Erbschaftssteuer. Aktuell werden 30 bis 40 Milliarden Euro jährlich vererbt und das so gut wie steuerfrei.

Wie genau würde ein großer Teil der Bevölkerung von einem solche Grunderbe profitieren? Ist Österreich heute vielmehr eine Erbengesellschaft als eine Leistungsgesellschaft? Und inwiefern würde eine Erbschaftssteuer dazu beitragen, der Vermögensungleichheit entgegenzuwirken?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit Wilfried Altzinger in dieser Ausgabe von Punkt eins. Die Hörerinnen und Hörer sind eingeladen, mitzudiskutieren. 0800 22 69 79 ist die Nummer ins Studio, kostenfrei aus ganz Österreich, punkteins(at)orf.at die Adresse für Ihre E-Mails.

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Marlene Nowotny