Gründerzeitfassade

APA/HERBERT NEUBAUER

Moment am Sonntag

Mikrokosmos Zinshaus

Kulturerbe. Grundbedürfnis. Spekulationsobjekt.

Das Wiener Zinshaus hat viel erlebt. Zwei Weltkriege, WG-Partys, Familiengeschichten. Unter seinem Dach leben Menschen aus unterschiedlichen sozialen Milieus. Die meisten der mehrgeschoßigen Häuser mit den opulenten oder auch schlichteren Fassaden und großzügigen Eingangsfoyers stammen aus der Gründerzeit. Sie wurden zwischen 1848 und 1919 erbaut und prägen das Wiener Stadtbild.

Auf dem Wohnungsmarkt sind gründerzeitliche Wohnungen auch nach über einhundert Jahren eine relevante Größe. Sie machen 65 Prozent des privaten Mietmarkts in der Bundeshauptstadt aus. Viele Mieter:innen schätzen die hohen Räume mit den Flügeltüren und dem Fischgrät-Parkettboden.

Doch das gründerzeitliche Zinshaus ist von mehreren Seiten unter Druck geraten. Während sich engagierte Eigentümer:innen um die Erhaltung bemühen und die historische Bausubstanz sanieren, stehen manche Gründerzeithäuser leer und verfallen. Investorinnen und Immobilienentwickler drängen zum Abriss und Neubau. Das bedeutet mehr Wohnungen auf gleicher Grundfläche zu höheren Mieten. Denn Altbaumieten sind gedeckelt. Langjährige Bewohner:innen mit unbefristeten Verträgen werden dann - mehr oder weniger höflich - gebeten, auszuziehen.

Über das Zinshaus im Kreuzfeuer unterschiedlicher Interessen.


Gestaltung: Georg Pöchhacker

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