Porträt von Olga Neuwirth

HARALD HOFFMANN

Zeit-Ton

Die Komponistin Olga Neuwirth feiert heute Geburtstag

Chapeau der Schlingpflanze: Vor beinahe 30 Jahren war in "Zeit-Ton" das erste Olga-Neuwirth-Porträt zu hören

Wir feiern heute quasi gemeinsam Geburtstag: Olga Neuwirth feiert ihren 55. Geburtstag und Zeit-Ton feiert dieser Tage seine 30. Saison. Also greifen wir ins Archiv und überreichen der Jubilarin und vor allem dem wunderbaren "Zeit-Ton"-Auditorium ein jahrelang nicht mehr gehörtes Präsent, eine Rarität, nämlich den ersten "Zeit-Ton" mit einem einstündigen Olga-Neuwirth-Portrait und mit viel originalen, verbalen Olga-Neuwirth-Reflexionen und O-Tönen.

"Eine Schlingpflanze ist zugleich Zentrum und Peripherie der heutigen Sendung", heißt es zu Beginn der Sendung aus dem Jahr 1994, "zu der Sie Christian Scheib begrüßt. Portraitiert wird die Komponistin Olga Neuwirth, im Mittelpunkt steht das 1993 vollendete Werk 'Lonicera Caprifolium', dessen Schlingpflanzenaffinität gleich erklärt wird."

Man konnte es damals ahnen oder wünschen, aber niemand konnte wissen, welch unglaublich erfolgreiche und vielfach international preisgekrönte Komponistin Olga Neuwirth werden würde, welch unglaubliches Oeuvre sie in den folgenden Jahrzehnten schaffen würde. "Olga Neuwirth, 1968 geboren, hat Wien inzwischen zumindest vorläufig verlassen, um in Paris ihre Arbeit und ihre Studien fortzusetzen", verrät die Sendung 1994 anschließend und musiktheatralische Erstlinge der Jahre zuvor wie "Körperliche Veränderungen" und das "tönendes Fastfoodgericht Der Wald", beides übrigens schon auf Texte von Elfriede Jelinek komponiert, werden als die bisher größten Erfolge erwähnt. Das Ensemblestück "Lonicera Caprifolium" wurde im Herbst 1993 beim ORF-Festival musikprotokoll im steirischen herbst vom Klangforum Wien uraufgeführt und war der Auftakt zu einer Neuwirth-Trilogie beim musikprotokoll: Im Jahr darauf, 1994, folgte die Uraufführung des bemerkenswert aufwändigen Werks "Sans Soleil - Zerrspiegel für 2 Ondes Martenot, Orchester und Live-Elektronik" mit dem RSO Wien, wieder ein Jahr später erfolgte in Graz die Uraufführung des Streichquartetts "Akroate Hadal" mit dem Arditti String Quartet.

Ihre Stücktitel der ersten Jahre würden, so hieß es in dieser Sendung aus 1994, "Olga Neuwirths Vorliebe für das hinterrücks Gemeinte, vordergründig Mehrdeutige und mittendurch Geschnörkselte" erkennen lassen. Damit zurück zur Schlingpflanze, die sich durch diese Sendung windet. "Lonicera Caprifolium" sei, so Olga Neuwirth, sogar eine heimische Schlingpflanze, die "Je länger, je lieber" genannt wird, die alles umschlingt um nicht zu sagen verschlingt, und sie blühe in der Nacht. All das habe sie ungemein inspiriert. Zugrunde liegt der Komposition die Vorstellung "einer Art, sagen wir, wuchernden Raumdenkens", sagt Olga Neuwirth 1994 und wer die darauffolgenden Jahrzehnte ihres Schaffens mitverfolgt hat, weiß, als wie prophetisch sich das erweisen würde.

Sendereihe

Gestaltung

  • Christian Scheib

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Olga Neuwirth/geb.1968
Titel: Lonicera Caprifolium für Kammerensemble und Tonband
Ausführende: Klangforum Wien
Leitung: Peter Eötvös
Länge: 16:19 min
Label: Accord 205232 MU 750

Komponist/Komponistin: Olga Neuwirth/geb.1968
Titel: ? dialogues suffisants? - für Violoncello, Schlagzeug und Magnettonband
Solist/Solistin: Benedikt Leitner /Violoncello
Solist/Solistin: Lukas Schiske /Schlagzeug
Solist/Solistin: Olga Neuwirth /Klangregie
Länge: 11:46 min
Label: Accord 205232 MU 750

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