
AP/IKONI/GARY WATERS
Radiokolleg
Warum Worte machen? Über das Sprechen, Phantasieren und Denken (3)
Gedanken: innere Bilder und Wörter
17. August 2023, 09:05
Ist das Durchspielen von Gedanken, Ideen oder Bildern, in dem Worte und Sätze lautlos auftauchen, ein Hinweis auf die Evolution der Sprache? Das innere Sprechen - manchmal nur ein Gedanke oder auch die innere Vorstellung von einer Szene, ist mehr als "Sprache minus Laut". Das weiß schon der fünfjährige Adrian, der innerlich mit sich spricht, wenn er über etwas nachdenkt oder spielt. Seine Mutter Anna erzählt, dass sie so etwas wie "inner speech" als Schrift vor ihrem inneren Auge sieht, vor allem dann, wenn sie etwas plant, einen Einkauf zum Beispiel.
Andere wiederum ertappen sich bei Selbstgesprächen oder dem stummen Fantasieren in Worten. Seit der Antike ist das innere Sprechen als sprachphilosophisches Konzept, mit der Frage nach dem Verhältnis von Denken und Sprechen verknüpft. "Denken heißt schweigend zu sich selbst sprechen", überliefert uns das Altertum. Plato, und später auch Kant im Sinn, haben Philosophen, Psychologen und Neurolinguisten wie Jutta Müller von der Universität Wien, diese Ideen rund um die innere Sprache aufgegriffen, weiterentwickelt und Wort-Vorstellungen bei Babys analysiert.
Aus welchen Sinnesqualitäten und Erfahrungen entstehen also Sprache und Sprachvorstellungen? Aber auch die Musik als Gedanke, die Bedeutung der Notschrift als Zeichensystem - das Feld der Semiotik also, das sich mit der Bedeutung von Zeichensystemen befasst, spielt bei der Erforschung von Sagbaren und Unsagbaren eine Rolle.
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- Katrin Mackowski