Martin Haselböck

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Anton Heiller und die Interpretation

Martin Haselböck, Organist und Dirigent, zum 100. Geburtstag von Anton Heiller

Die Interpretation eines Musikstücks auf der Orgel unterscheidet sich vielfach vom Spiel auf anderen Instrumenten. Wohl kann ein Komponist in seiner Orgelpartitur Angaben zu Artikulation, Tempo oder Charakter des Werks machen, die letztlich klangliche Gestaltung muss dem Organisten überlassen bleiben, ist doch jedes Orgelinstrument eigenständig und anders in Größe, Aufbau und in seinen klingenden Stimmen (den sogenannten Orgelregistern).

"Die Register sind des Organisten Palette", sagt schon ein Theoretiker um 1800 und tatsächlich ist der Organist weitgehend frei in der klanglichen Umsetzung des Notentextes: Johann Sebastian Bach hat uns sehr wenige konkrete Klangwünsche zur Interpretation seiner Werke hinterlassen, so ist hier das tiefe Eindringen in die Materie notwendig, den richtigen Weg der Interpretation zu finden.

Anton Heiller hat hier neue Wege des Bach-Spiels aufgezeigt, die uns bis heute inspirieren. Nicht nur in der Umsetzung vorhandener Komposition ist die Orgel ein ganz spezielles Medium, sie ist eines der zentralen Instrumente für die musikalische Improvisation: Mozart, Beethoven, Bruckner haben auf der Orgel improvisiert, sie haben nicht oder nur wenig für die Orgel komponiert, bis zur Moderne war der Orgelunterricht weitgehend Improvisationsunterricht, ein Fach, das im Rahmen der Kirchenmusikausbildung unserer Universitäten noch immer ein Hauptfach ist.

Anton Heiller war beides: meisterhafter Interpret und großer Improvisator. Die Trias Improvisation, Interpretation, Komposition war bei ihm auf natürlichste Weise verbunden und künstlerisch präsent.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Anton Heiller 1923 - 1979
Gesamttitel: PETER PLANYAVSKY SPIELT WERKE VON A. HEILLER UND J.S. BACH
Titel: Sollt ich meinem Gott nicht singen
Gesamttitel: AUS "10 KLEINE VORSPIELE ZU KIRCHENLIEDERN"
Solist/Solistin: Peter Planyavsky
Länge: 01:26 min
Label: W.A.R. Records 940862

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