Heilstättenschule im Allgemeinen Krankenhaus in Wien

JULIA POLCZER

Hörbilder

Jakob und die Heilstättenschule. Am Wendepunkt VIII

In den 1980er Jahren rebellieren Salzburger Student:innen gegen die konservative Kulturpolitik der Mozartstadt. Der Konflikt verändert die Kulturszene nachhaltig. ++ Jakob ist Teenager, als die Diagnose einer psychischen Erkrankung sein Leben verändert. Ein Jahr verbringt er in der Heilstättenschule im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

Aufruhr in der Mozartstadt

In den frühen 1980ern ist die Stadt Salzburg im Umbruch. Karajan und die Hochkultur der Festspiele dominieren das Kulturverständnis. Für Jugend- und Alternativkultur gibt es weder Förderungen noch Verständnis. Im studentischen Milieu von Wohngemeinschaften und Studentenheimen entstehen Gegenbewegungen. Jungendgruppen, Kultur- und Sozialinitiativen verlangen ein autonomes Kulturzentrum. Nach der kurzfristigen Besetzung des Petersbrunnhofes fordern die Aktivist:innen von der Stadt den Ankauf eines ehemaligen Brauereigeländes am sogenannten Rainberg. Nach ergebnislosen Verhandlungen lassen sich die Student:innen nicht länger abspeisen.

Mit kreativem Aktionismus und Demonstrationen vor Kirchen und vor dem Festspielhaus rebellieren sie gegen die Kulturpolitik und begehren gegen die konservative Öffentlichkeit auf. Einer der Höhepunkte ist die sogenannte "bunte Demo" im Juni 1984: Der Psychologiestudent Alfred Aichinger verkleidet sich als Bischof, lässt sich auf einer Sänfte rund um den Domplatz tragen und weiht Kirchenbesucher mit einem Klobesen. Dafür muss er sich wegen Gotteslästerung vor Gericht verantworten. 1987 schließlich ermöglicht die Stadtverwaltung ein selbstverwaltetes Kulturzentrum - die ARGE Nonntal. Der Psychotherapeut Alfred Aichinger und der Konzertveranstalter Paul Donner erzählen von den turbulenten Zeiten. Mit ihrer 1983 gegründeten Psychorock-Band Inflagranti - einem frechen Aushängeschild der Kulturproteste - treten sie noch heute auf.


"Meine Eltern und ich wollten das am Anfang nicht wahrhaben" - Jakobs Schuljahr im Krankenhaus

Es ist Lockdown in Österreich. Jakob fällt es an manchen Tagen schwer, in der Früh aufzustehen. Hobbys, soweit zu dieser von der Pandemie geprägten Zeit möglich, verfolgt er kaum. Auch als die Schulen wieder öffnen, bleibt er immer öfter dem Unterricht fern. Das war nicht immer so. Alles hat schleichend begonnen: In der Volksschule fehlt Jakob manchmal, aber nicht auffällig oft. Er kommt ins Gymnasium, wo sich seine Absenzen trotz Freundeskreis und vorhandener Motivation häufen. Seine Eltern wissen nicht weiter. Auch ein Schulwechsel bringt nicht die erhoffte Verbesserung. Die Ursachen für Jakobs Verhalten bleiben lange ungeklärt - bis er einen Platz in der Heilstättenschule der Kinder- und Jugendpsychiatrie im AKH Wien bekommt. Aus den anfangs geplanten acht Wochen wurde ein ganzes Schuljahr. Ein Jahr danach erzählt der heute 15-jährige Jakob von seinem Umgang mit der Diagnose ADHS, Depression und Angststörung sowie den Höhen und Tiefen seines jungen Lebens.

Service

Dokumentation "Up to nothing"
Studio West. Independent Film - Kontakt

Die Band Inflagranti

ARGE Nonntal, Nachfolger des Kulturgeländes, das sich die Alternativszene erkämpft hat
ARGEkultur Salzburg

Heilstättenschule Wien
KIPRAX - Praxis und Bildungszentrum im Netzwerk für Lern-, Schul- und Erziehungsfragen

Hinweis CD:

Am Wendepunkt VIII
Wenn das Leben die Richtung ändert.
Eine Serie der Hörbilder.
Gestaltung: Ernst Weber und Julia Polczer
Ton: Fridolin Stolz und Elmar Peinelt
Soundstücke: Stefan Weber
Redaktion: Eva Roither und Elisabeth Stratka

Auch als Podcast-Serie abrufbar unter "Doku & Stories"

Sendereihe

Gestaltung

  • Ernst Weber
  • Julia Polczer

Übersicht