Severin Groebner

ERNESTO GELLES

Gedanken für den Tag

Tagesanfang

Severin Groebner, Kabarettist, über das Aufhören und das Anfangen

Jeder Tag hat einen Anfang und ein Ende und man weiß am Anfang nicht, was der Tag am Ende gebracht haben wird. Am Ende weiß man es wohl, kann aber nichts mehr daran ändern.

Es ist wie in der Medizin, da heißt es ja auch: Der Pathologe weiß alles - allerdings zu spät. So sind wir also Pathologen unserer eigenen Tage. Wenn wir schlau sind. Wenn nicht, machen wir den Blödsinn von heute morgen noch einmal. Und übermorgen auch.

Apropos Medizin: Ein Freund von mir musste kürzlich ins Spital zum Blutabnehmen. Und damit auch der Richtige angezapft werde, wurde er zur Überprüfung seiner Daten nach seinem Geburtsdatum befragt. Das hat er auch brav angegeben. Wobei, so erzählte er es mir, er hätte gerne im Austausch zum Geburtsdatum von dem dortigen medizinischen Personal seine Sterbedaten erfahren. Denn dieses Wissen würde einem doch etwas Planungssicherheit geben. Wäre ja blöd, wenn man just an diesem Termin gerade ein Familienfest hätte. Man möchte doch als Letztes nicht die Gfrieser aus der Verwandtschaft sehen. So argumentierte mein Freund, aber vergeblich. Das medizinische Personal wollte die Daten auf keinen Fall herausrücken.

Liegt vielleicht daran, dass das Sterben ein wenig dem Ende des Tages gleicht. Da wissen wir auch: Wir werden schlafen gehen. Wann aber genau man einschlafen wird, kann man nicht mit Sicherheit voraussagen. Klar, gerne würde man heute früh schlafen gehen. Sicher. Andererseits zeigt die Erfahrung: Die Abende, wo man von einem Lokal zum nächsten zieht, die Sperrstunde auskostet, um dann in der letzten Hütte zu landen, wo der alkoholisierte Rest der gesamten Stadt zusammenrinnt, von wo man dann noch ein Taxi zum Würstelstand nimmt, weil man nach so viel Flüssigkeit auch einmal was essen muss. Diese Abende, die erst im Morgengrauen enden, beginnen recht oft mit dem Satz: "Ich sag's gleich, heute geh ich früh schlafen."

Andererseits gibt's Tage, da will man unbedingt noch ausgehen und was erleben und dann . schläft man auf dem Sofa ein. Und das war's dann - mit dem Tag.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Andy Quin
Gesamttitel: THE JAZZ YEARS 1900 - 1910 / CAKEWALK, RAGTIME & JAZZ
Titel: Ragtime frolics / Rag - Up tempo
Ausführende: Jazzensemble
Länge: 04:06 min
Label: Selected Sound DWJAZZ 01

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