Phill Niblock

KATHERINE LIBEROVSKAYA

Zeit-Ton

In Memoriam Phill Niblock

In Gedenken an einen Großmeister der Drone Musik

Am Montag, dem 8. Jänner 2024, ist Phill Niblock im Alter von 90 Jahren verstorben. Wir ändern aus diesem Anlass unser Programm und wiederholen ein Zeit-Ton Portrait, das zur Feier von Niblocks 85. Geburtstag entstanden ist.

Phill Niblock hat wie kaum ein anderer die letzten 50 Jahre Drone-Musik geprägt: in seiner Klangkunst verbinden sich lose Enden Neuer sowie experimenteller Elektronikmusik. Kaskaden mikrotonaler, dicht ineinander verwobener Soundcluster setzen ein Hörerlebnis in Zeitlupentempo frei.
Zudem arbeitete Niblock als Fotograf und Filmemacher und hat als Kurator der Experimental Intermedia Foundation zahllose Kunstveranstaltungen organisiert.

Mit 25 Jahren kam Phill Niblock 1958 vom US-amerikanischen Hinterland nach New York, wo er die dortige Jazzszene in Fotos und Filmen portraitierte. Zehn Jahre später wechselte er zur Musik. Seit 1973 leitete er die New Yorker Experimental Intermedia Foundation, die als Veranstaltungsnetzwerk und Veröffentlichungsplattform diente und für die er mehr als 1000 Konzerte organisiert hat.
Die meisten seiner Alben sind auf den Labels XI und Touch herausgekommen. Mit Petr Kotik hat Niblock Werke für Orchester realisiert und er arbeitete u.a. mit Susan Stenger, Reinhold Friedl oder Thomas Ankersmit. 2014 wurde er mit dem John-Cage-Award der New Yorker Foundation for Contemporary Arts ausgezeichnet.

Akusmatische Soundwälle
Unter dem Eindruck von Jazz und Komponisten wie Morton Feldman entwickelte Niblock als Teil der Sonic Arts Union (Gordon Mumma, Alvin Lucier u.a.) mit Band-Maschinen und seit 1985 mit dem Computer eine akusmatische Klangsprache, die von schier endlos langen, stehenden Tönen und ihren minimalen Variationen und Höhenänderungen geprägt ist. Ausgangsbasis sind meist einzelne, absolute Töne, die zu massiven Strukturen geformt werden; siehe etwa "Four Full Flutes" (1990), "Works For Hurdy-Gurdy and Voice" (2001) oder "Rhymes With Water", das 2017 auf God Records erschien.

Im Jahr 2003 widmete das ORF Festival musikprotokoll im steirischen herbst diesem so einflussreichen Wegbereiter einen umfassenden Schwerpunkt mit mehreren Konzerten, auch ein Radiostück für das Ö1 Kunstradio ist damals entstanden. Beim musikprotokoll 2021 präsentierte ein eigens für diesen Anlass zusammengestelltes Ensemble aus Musikerinnen und Musikern des London Contemporary Orchestra, des ensemble zeitfluss und des ensemble dissonArt Niblocks "Exploratory Project".

Die für heute geplante Sendung, das Zeit-Ton Portrait über Ulla Rauter in unserer Serie "2023 revisited", wird zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal ausgestrahlt.

Service

Phill Niblick

Experimental Intermedia

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: One Large Rose
Album: Touch Strings, 2009
Ausführende: Robert Engelbrecht - Cello
Jan Feddersen - Präpariertes Klavier
Peter Imig - Violine
Jens Roehm - Bass
Phill Niblock - Elektronik
Länge: 06:39 min
Label: Touch - TO:79

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: Unipolar Dance
Live-Performance Oktober 2013, Eyebeam New York
Ausführende: Phill Niblock - Elektronik
Katherine Liberovskaya - Visuals
Länge: 06:02 min
Label: Manus

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: Pan Fried 11
Album: Reinhold Friedl & Various Artists: Mutanza, 2012
Ausführende: Phill Niblock - Elektronik
Reinhold Friedl - Präpariertes Klavier
Länge: 06:38 min
Label: Bocian - bc11/Bôlt - BR1012

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: Three Orchids For Three Orchestras
Album: Brazil 84, 2014
Ausführende: Orchestra Of The S.E.M. Ensemble
Petr Kotík - Dirigent
Länge: 05:38 min
Label: Mode - mode 273

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: Hurdy Hurry (1999)
Album: Touch Works For Hurdy Gurdy And Voice, 2001
Ausführende: Phill Niblock - Elektronik
Jim O'Rouke - Hurdy Gurdy Samples
Länge: 05:34 min
Label: Touch - TO:49

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: Baobab
Live at CTM Festival, Berlin, 2014
Ausführende: Zinc And Copper Works Brass Quartet
Robin Hayward - Tuba
Hilary Jeffrey - Posaune
Elena Kakaliagou - Horn
Paul Schwingenschlögl - Trompete
Länge: 04:59 min
Label: Manus

Komponist/Komponistin: Phill Niblock
Titel: Nataliaworks
Album: Rhymes With Water, 2017
Ausführende: Phill Niblock - Elektronik
Natalia Pschenitschnikova - Bassflöte, Stimme
Länge: 06:11 min
Label: God Rec. - GOD43

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