Graureiher

APA/DPA/ARNE DEDERT

Punkt eins

Österreich schießt den Vogel ab

Menschen gegen Wildvögel: Abschusspläne, Ressourcenkonflikte und ökologisches Gleichgewicht. Gäste: Dr. Karoline Schmidt, Wildbiologin & Dr. Michael Sternath, Jäger, Autor, Verleger. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Land- und Fischereiwirtschaft melden in letzter Zeit vermehrt Schäden durch Rabenvögel, vor allem Krähen, und Fischfresser wie Graureiher und Kormorane. Das Land Salzburg reagiert nun mit einer geplanten Abschussplanverordnung: die Jagd auf die eigentlich (außer in Ausnahmefällen) ganzjährig geschonten Arten soll eröffnet werden. Zur "Wiederherstellung des Umweltgleichgewichts" und zum Schutz von Getreide- und Gemüsekulturen sowie bedrohter Fischbestände, so die zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) am vergangenen Sonntag.

Die EU-Vogelschutzrichtlinie erlaubt solche Abschüsse unter gewissen Auflagen "zur Abwendung erheblicher Schäden an Kulturen, Viehbeständen, Fischereigebieten und Gewässern", wenn diese Schäden nachweisbar sind, die Bejagung gezielt erfolgt und keine anderen Mittel zur Verfügung stehen. Tierschutzverbände bestreiten, dass diese Bedingungen erfüllt sind. Jäger:innen und Fischer:innen wiederum geben zu bedenken, dass eine gezielte und effektive Regulierung der opportunistischen Vögel gar nicht so einfach sei: Raben und Krähen sind intelligente Tiere, und Kormorane können in großen Schwärmen ein Gewässer "plündern" und weiterziehen, bevor man die Möglichkeit hat zu reagieren.

Gitterfallen gegen Rabenvögel, so genannte Krähenfänge, wurden im letzten Sommer von einigen Bezirksverwaltungsbehörden in Niederösterreich freigegeben - mehrere Tierschutzorganisationen gehen derzeit rechtlich dagegen vor. In Oberösterreich wiederum gibt es derzeit eine Debatte über die Novelle des Jagdgesetzes - in Österreich immer noch Länderrecht -, bei der laut Naturschutzverbänden die Chance für eine Modernisierung verpasst wurde. So ist etwa weiterhin davon die Rede, dass "Raubzeug" zum Schutz der Kulturen "kurz zu halten" sei - laut BirdLife etwa eine "überholte Jagdtradition".

Dass Beutegreifer und Allesfresser unter den Vögeln in letzter Zeit vermehrt ihre Chance in unserer Kulturlandschaft sehen, ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenso unbestritten ist: Sie folgen dabei ihrem natürlichen Verhalten, und sie profitieren letztlich von sich verändernden Umweltbedingungen - wie der zunehmenden Erwärmung der Gewässer etwa.

Wie können wir Menschen reagieren? Was sind die Mittel, um zu einem neuen Gleichgewicht zu finden? Welche Interessen sind im Spiel, was steht auf dem Spiel?

Der auf Jagd spezialisierte Autor, Herausgeber und Verleger Michael Sternath und die unabhängige Wildbiologin Karoline Schmidt, die sich unter anderem in der "AG Wildtiere" des Forum Wissenschaft & Umwelt engagiert, sind Gäste bei Xaver Forthuber.

Reden Sie mit, stellen Sie Ihre Fragen und berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen mit Wildvögeln - ob Sie selbst jagen, Land oder Gewässer bewirtschaften oder einfach nur in der Natur leben und sie beobachten. Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber

Playlist

Untertitel: Antoine Boyer & Antoine Boyer
Titel: Morning Birds
Ausführende: Antoine Boyer
Länge: 02:49 min
Label: EMI

Untertitel: John Lennon & Paul McCartney
Titel: Blackbird
Ausführende: Hiromi
Länge: 05:21 min
Label: Blue Note

Untertitel: Elvis Costello
Titel: The Birds Will Still Be Singing
Ausführende: Elvis Costello & Brodsky Quartet
Länge: 04:27 min
Label: Universal

Untertitel: Friedrich Gulda
Titel: Galgenlieder krah, Der Zwölf - Elf /Ausschnitt)
Ausführende: Wolfgang Poduschka, Paul Guggenberger, Peter Götzel, Robert Politzer, Fatty George, Manfred Josel, Carlos Rivera-Aguilar, Adalbert Skocic, Alfred Planyavsky, Alfred Prinz, Georg Kreisler, Blanche Aubry, Rudolf Josel & Friedrich Gulda
Länge: 01:02 min
Label: Preiser Rec.

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