Radiokolleg

Mare nostrum - Musik rund ums Mittelmeer (2)

Westliche Klischees über nahöstliche Musik

Über Jahrtausende erklang eine Musik des Mittelmeers, eine Musik, in der es keine Trennung zwischen Orient und Okzident gab. Erst in der Neuzeit teilte sich die Musik in einen westlichen abendländischen und östlichen, morgenländischen Stil. Von der "Türkenmode" im 18. Jahrhundert mit der Janitscharenmusik, der Kriegsmusik der Osmanen, hin zum Orientalismus in vielen Opern des 19. Jahrhunderts erzählt diese Radiokolleg-Folge und zeigt auf, dass der historische Raum die Klischees über die nahöstliche Musik genährt hat. Bis heute gilt im Westen die "arabische" oder "türkische" Musik als volkstümlich, als romantische Volksmusik, assoziiert mit Klängen aus Tausendundeiner Nacht. Auf der einen Seite steht demnach das kultivierte klassische Abendland mit seiner Hochmusikkultur, auf der anderen Seite die temperamentvolle Folklore des Orients. Doch auch im Nahen Osten gibt es eine klassische Musikkultur mit schwieriger Musiktheorie. Sie beinhaltet komplexe Systeme, eine Vielzahl an melodischen Geschlechtern und ausschweifenden Improvisationen. Maqam und Taksim sind nur zwei der vielen Schlüsselbegriffe der klassischen nahöstlichen Musik. Die europäischen Ohren bräuchten eine Schulung, sagt der deutsch-türkische Kulturwissenschaftler und Musiker Tayfun Guttstadt. Das Ergebnis wäre die Überwindung eines eurozentrischen Weltbildes über die Musik.

Die "ursprüngliche" Einheit von Orient und Okzident gelingt vielen europäischen Musikgruppen der sogenannten "Weltmusik", in der westlichen Kunstmusik ist sie bis heute nicht vorhanden.

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  • Verena Gruber