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Radiokolleg
Betriebssystem Demokratie (1)
Der Wert der Demokratie
2. September 2024, 09:05
Das Radiokolleg geht der Frage nach, wie viel Demokratie in unserer Gesellschaft steckt und ob wir tatsächlich von Demokratiemüdigkeit sprechen können. Wir diskutieren, ob Demokratie ein Schönwetter-Phänomen ist, was gegen Desinformation hilft, und werfen einen Blick zurück in die Geschichte, um über das "Betriebssystem Demokratie" zu lernen.
Wie viel Demokratie steckt in unserer Gesellschaft?
Der aktuelle "Österreichische Demokratie-Monitor" attestiert: Die Zufriedenheit mit dem politischen System ist in den Corona-Jahren stark gesunken - von 64 Prozent im Jahr 2018 auf 24 Prozent 2022. 2023 ist sie wieder etwas gewachsen. 39 Prozent der mehr als 2.000 Befragten finden, dass das politische System in Österreich gut funktioniert. Fragt man die Menschen, was sie stört, so antworten sie häufig: sie fühlen sich von der Politik und den Medien nicht gehört. Bei manchen können Unzufriedenheit und Vertrauensverlust auch die Tür für extreme Einstellungen aufstoßen.
Gestaltung: Daphne Hruby
Ideengeschichte der Demokratie
In der griechischen Antike beruhte die Demokratie auf Auslosung, nicht auf Wahlen. Heute empfinden wir Demokratie als etwas Positives und Erstrebenswertes. Aber zur Zeit der Französischen Revolution war Demokratie verpönt - ähnlich wie heute der Begriff Populismus. Die Revolutionsführer sprachen lieber von der Errichtung einer Republik, keinesfalls einer Demokratie. Erst mit Tocquevilles Amerikareise bekam der Begriff der Demokratie Aufwind.
Gestaltung: Sophie Menasse
Ist die Demokratie ein Schönwetter-Phänomen?
Ein Einwand, der immer wieder gegen die liberale Demokratie vorgebracht wird, lautet: Sie sei ein Schönwettermodell, funktioniere am besten in Phasen wirtschaftlicher Prosperität und gerate unweigerlich unter Druck, sobald Krisenzeiten heraufziehen. Ist da was dran?
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer
Die liberale Demokratie und ihre Freunde
"Unter Beobachtung" ist ein durchaus kontroversielles Buch. Die These des Politologen Philip Manow, dass nicht nur Populismus, sondern auch Konstitutionalismus die Demokratie gefährdet hat, regt aber definitiv zum Denken an und könnte dabei helfen, die Probleme nicht immer nur bei den Populisten zu suchen.
Gestaltung: Thomas Mießgang
Blick in die Geschichte: Demokratieversuche in Österreich bis 1918
Bereits 1526 konzipierte der Tiroler Bauernführer Michael Gaismair einen egalitären, christlich-demokratischen Knappen- und Bauernstaat, der im Blut der niedergeschlagenen Bauernkriege ersoff. Ähnlich erging es 1794 den Betreibern der angeblichen "Jakobinerverschwörung", die mit Hinrichtungen und Kerkerstrafen endete. Auch von der Revolution von 1848 blieb bis auf ein paar liberale Errungenschaften zunächst wenig übrig. 1861 erhielt Österreich den "Reichsrat" und war fortan ein parlamentarischer Rechtsstaat, indes keine Demokratie. Erst 1918 wurde mit der Gründung der Republik alles anders.
Gestaltung: Martin Haidinger
Service
David Van Reybrouck: "Gegen Wahlen: Warum Abstimmen nicht demokratisch ist", Wallstein Verlag
David Farrell und Jane Suiter: "Reimagining Democracy", Cornell University Press
Volker Gerhard: "Individuum und Menschheit: Eine Philosophie der Demokratie", C.H. Beck
Thomas Biebricher: "Mitte/Rechts - Die internationale Krise des Konservatismus", Suhrkamp Verlag
Christine Bauer-Jelinek: "Die geheimen Spieglregeln der Macht", Ecowing-Verlag
Wilhelm Heitmeyer: "Autoritäre Versuchungen", edition suhrkamp
Josef Haslinger: "Politik der Gefühle", S. Fischer
Philipp Manow: "Unter Beobachtung - Die Bestimmung der liberalen Demokratie und ihre Freunde", Suhrkamp Verlag
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