Ausgewählt

Schönberg-Erkundungen (4)

Zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg (4) - Miniaturen.

Am 13. September 2024 jährt sich der Geburtstag des Komponisten, Erfinders, Denkers, Erneuerers, Theoretikers, Kompositionslehrers, Malers und Dichters Arnold Schönberg zum 150. Mal. Die Sendereihe "Ausgewählt" beleuchtet in dieser Woche Schönbergs Leben, sein Werk und seine Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln.
Der vierte Teil der Erkundungen widmet sich dem Phänomen der Kürze in manchen Werken von Schönberg. Ars longa, vita brevis - die Kunst ist lang, das Leben kurz, so lautet eine bekannte Weisheit. Was aber, wenn ein Werk nur etwa 40 Sekunden dauert, so wie das vierte Klavierstück aus Schönbergs op.19? Eigentlich war ja auch der junge Schönberg für große monumentale Werke bekannt gewesen, wie etwa die "Gurrelieder". Und noch Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb er das einstündige erste Streichquartett in d-Moll op.7. Aber um 1907, mit dem Verlassen der Tonalität, begann eine Vorliebe für extrem komprimierte Miniaturen. Dies bedeutete aber keineswegs einen geringeren künstlerischen Anspruch. Das Gegenteil ist der Fall, wie der Wiener Musikwissenschaftler Manfred Angerer betont: "Der Komponist ist sichtlich stolz, etwas so Kurzes geschrieben zu haben, er hat das Unerwartete gewagt und uns selbstbewusst eine längere musikalische Entwicklung verweigert." Kurze Stücke sind im Prinzip nichts Neues - auch Beethoven und Schumann hatten bereits Bagatellen und Fragmentartiges geschrieben. Der Unterschied liegt wohl im extrem hohen Anspruch, den die Wiener Schule mit ihren Miniaturen stellt. In dieser Musik lässt sich, wie Schönberg über Weberns Streichquartettbagatellen sagte, "jeder Blick zu einem Gedicht, jeder Seufzer zu einem Roman ausdehnen." In diesem Sinn soll ein Einblick in Schönbergs Fünf Orchesterstücke, seine Klavierminiaturen sowie seinen Pierrot Lunaire gegeben werden.

Sendereihe