"24 Stunden", Filmstill

POLYFILM VERLEIH

Punkt eins

24 Stunden Pflege

Symptom einer Krise. Gäste: Harald Friedl, Filmemacher, Regisseur & Dr. Maria Moser, Direktorin der Diakonie Österreich. Moderation: Andreas Obrecht. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Es ist ein ruhiger und berührender Film, den Regisseur Harald Friedl über die Arbeit der rumänischen Pflegerin Sadina Lungu in Österreich gedreht hat und der ab 11.10. in heimischen Kinos zu sehen ist. In dem dokumentarischen Porträt wird die Beziehung zwischen ihr und der 85-jährigen Langzeitpatientin Elisabeth Pöschl in Bad Vöslau mit viel Zurückhaltung - die gleichzeitig Nähe und Empathie zulässt - gezeigt. Der Alltag der beiden Frauen macht eine Realität sichtbar, die in ihrer sozialpolitischen Relevanz wenig bewusst ist und doch 5% jener Menschen betrifft, die dauerhafter Tag- und Nachtbetreuung bedürfen. Sadina Lungus Geschichte wiederum steht für rund 62.000 Frauen aus Osteuropa, die in Österreich arbeiten.

Regisseur Harald Friedl begreift seinen Film als "gesellschaftliche Diskursbasis" über die Gegenwart und Zukunft der Pflegeberufe und vor allem auch als filmische Würdigung jener Frauen, die wochenlang 24 Stunden pro Tag, 7 Tage lang, diese herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe verrichten.

Von im Pflegebereich tätigen Hilfsorganisationen wird oftmals kritisiert, dass in der Pflegereform 2023 deutliche Verbesserungen für die 24 Stunden Pflege und auch für andere Pflegebereiche fehlen. Nur ein Fünftel der langfristig Pflegebedürftigen sind in Alters- und Pflegeheimen untergebracht, die Hauptlast der dauerhaften Betreuung wird nach wie vor hauptsächlich familienintern, und da von den Frauen geschultert. Der Ruf nach einer umfassend systemischen Pflegereform wird laut, vor allem auch vor dem Hintergrund der aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge zu erwartenden Steigerung der Nachfrage nach Langzeitpflege bis 2050.

Laut der vom Sozialministerium heuer veröffentlichten Studie "Projektionen des öffentlichen Pflegebedarfs bis 2050" wird sich der Anteil der über 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung verdoppeln, die Projektion der zu erwartenden Nachfrage nach Pflegegeld, Pflegedienstleistungen und der Förderung der 24 Stunden Pflege verzeichnet bis 2050 einen signifikanten Anstieg von durchschnittlich 4,3% pro Jahr.

Wie kann die Gesellschaft dieser Situation gerecht werden? Welche Weichen müssen gestellt werden, um Altern in Würde auch für bettlägerige Menschen zu gewährleisten? Wo sind die Grenzen der Zumutbarkeit in der 24 Stunden Pflege und welche Alternativen bieten sich an? Wie kann, soll, muss Langzeitpflege in Zukunft organisiert und finanziert werden?

Dr. Maria Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, die ebenfalls 24 Stunden Betreuung anbietet, macht sich Gedanken zu den ethischen Grundlagen einer verantwortungsvollen Pflege, die die Würde aller Beteiligten in den Vordergrund stellt. Sie ist gemeinsam mit Harald Friedl zu Gast bei Andreas Obrecht.

Wie immer freut sich die Punkt eins Redaktion über rege Teilnahme an dem Gespräch, unter 0800 22 69 79 während der Sendung oder unter punkteins(at)orf.at

Service

Film:
24 Stunden.
Ein Film von Harald Friedl.

Zum Nachhören:
Würde bedeutet Selbstbestimmtheit "Gedanken" von Harald Friedl

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht

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