NIKOLAUS OSTERMANN
Sound Art: Zeit-Ton
"Humane Methods" von Fronte Vacuo
Ein Besuch der postapokalyptischen Welt von Fronte Vacuo
17. Dezember 2024, 23:03
Die heutige Sendung steht bereits im Zeichen der Rückschau. Am Freitag kommende Woche starten wir in unseren Jahresrückblick, der sich auch heuer wieder über den gesamten Jänner erstrecken wird. Zu hören geben wird es Gespräche, Konzertmitschnitte und Sendungen, die uns besonders in Erinnerung geblieben sind. Und bereits heute präsentiert Ihnen Susanna Niedermayr eines ihrer Highlights, nein, nicht des vergangenen Jahres, sondern genau genommen der vergangenen drei Jahre. Kommen Sie mit in die wundersame Welt von "Humane Methods" der Künstlergruppe Fronte Vacuo, die in den Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 Artist in Residence des Wiener Volkstheaters war.
Gegründet haben die transdisziplinäre Künstlergruppe Fronte Vacuo im Grenzbereich von Tanztheater, Bio Art, interaktive Musik und Video- und Lichtkunst Marco Donnarumma, Margherita Pevere und Andrea Familari. Wir leben heute in harten Zeiten, konstatieren die Drei, und das hat mit der Verknüpfung dreier Elemente zu tun: mit soziopolitischer Polarisierung, mit Umweltzerstörung und mit algorithmischen Megastrukturen. Diese drei Elemente seien in vielerlei Hinsicht voneinander abhängig und erzeugen durch ihre Wechselwirkungen neue Formen der Gewalt gegen Lebewesen. Es handle sich um eine Art neues, dysfunktionales Ökosystem, das Fronte Vacuo mit "Humane Methods" auf poetische Art und Weise erfahrbar machen möchten.
Der Name der neu erschaffenen Welt "Humane Methods" verweist auf ein Gesetz, das 1978 in den USA erlassen wurde, um sogenannten Nutztieren einen, wie es wortwörtlich heißt, "humanen Tod" zu garantieren. "Dieses Gesetz basiert also auf der Idee, dass man Tiere auf eine humane und mitfühlende Art töten kann", so Marco Donnarumma. "Mitfühlend töten? Das ist natürlich paradox und, ja, verrückt, wenn man an die Massentierhaltung und an diese riesigen Schlachthäuser denkt, wo derartige Gesetze dann ihre Anwendung finden. Das macht nicht wirklich Sinn! Und es findet sich hier eine Parallele zur kapitalistischen Verwertungslogik. Gemäß dieser ist die Ausbeutung alles Lebendigen auf dieser Welt in Ordnung, solange sie eben human ist."