Ein deutsches Requiem

2. Februar 2025, 11:03

Mit einem Herzstück der romantischen Chor-Orchester-Literatur war Christian Thielemann vergangenen Februar am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden zu erleben: Auf dem Programm stand das "Deutsche Requiem" von Johannes Brahms, auf vokaler Seite gestaltet von dem Sächsischen Staatsopernchor, der Sopranistin Julia Kleiter und dem Bariton Markus Eiche.

Es vergehen keine zwei Minuten, bis Brahms in seinem Requiem erstmals zur Kernaussage findet: "Denn sie sollen getröstet werden". Die vielen Schattierungen des brahms'schen Trostes werden über weite Strecken gemeinschaftlich gestaltet: Erst nach rund 25 Minuten löst sich mit dem innwendigen memento mori des Baritons - "Herr, lehre doch mich" - erstmals eine Solostimme aus dem Chor-Kollektiv. Ganz anders das Sopran-Solo im Herzen des Werkes: Hier singt eine Stimme aus dem Jenseits von der Freude des Wiedersehens, der Chor bereitet ihr den harmonischen Boden mit einem Urbild von Geborgenheit: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet". Kontrastbildender apokalyptischer Schauer spielt bei Brahms eine untergeordnete Rolle. Am ehesten begegnet er uns noch in dem eindringlichen Chormarsch des zweiten Satzes, wenn mit Paukenschlägen im Unisono an die Vergänglichkeit allen Lebens gemahnt wird. Das eigentliche "Dies irae" jedoch hebt wieder seltsam introvertiert an: Wenn der Solo-Bariton im sechsten Satz die Posaunen des Jüngsten Gerichts ankündigt, klingt das mehr nach Verheißung denn Bedrohung: "Siehe, ich sage euch ein Geheimnis". Nach über einer Stunde findet das Werk im Schlusschor schließlich in die innig-ruhevolle Stimmung des Beginns zurück: "Selig sind die Toten".

(Sarah Schulmeister)

Sendereihe

• Matinee

Gestaltung

• Sophia Dessl