Eizellenbefruchtung

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Radiokolleg

Tabu Eizellenspende (1)

Biologisches Material und Befruchtung

Eizellenspende ist ein kontroverses Thema, das oft moralisch aufgeladen wird - obwohl sie der Samenspende gar nicht so unähnlich ist. In Österreich machen strenge Gesetze und der Ausschluss alleinstehender Frauen den Zugang schwierig, während der internationale Eizellenmarkt boomt. Doch was bedeutet das für Spenderinnen, und wie profitieren transnationale Firmen vom Wunsch nach Familie? Ein Blick auf Tabus, Ungleichheiten und die Fragen der reproduktiven Gerechtigkeit.

Befruchtung bedeutet in der Medizin das Verschmelzen von Eizelle und Spermium zu einer neuen Zelle (Zygote). Die schnellen und wendigen Samenzellen schwimmen um die Wette, um zur Eizelle zu gelangen die in der Gebärmutter ruht - so läuft sie ab, die Befruchtung. Oder? Ja und nein. Unsere Vorstellungen von Befruchtung, Eizelle und Samenzelle sind stark geprägt von klassischen Männlichkeits- und Weiblichkeitsbildern. Weder wartet die Eizelle als einsame Prinzessin auf die Rettung ihres Prinzen - das Spermium - noch dringt das Spermium aggressiv in die Eizelle ein. Das Spermium kann nicht mal schwimmen, sondern bewegt sich nur von links nach rechts. Vorwärts kommt es eigentlich durch die Bewegung des Gebärmutterhalses. Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen komplexen Vorgang, der selbst wissenschaftlich noch nicht voll geklärt ist.

Bei Zellen als Prinzessinnen und Retter mit allzu menschlichen Charakteren beginnen die Mythen um Fruchtbarkeit aber erst. Und das hat Folgen.

Es ist für Frauen und Männer immer schwieriger ein Kind zu bekommen. Das wird vor allem als Frauenproblem konstruiert. Die Frau ist eben zu alt, die Eizelle zu schlecht, Pech gehabt. Hätte sie sich doch nicht so sehr auf die Karriere konzentrieren sollen. Und Frauen werden tatsächlich immer später Mütter. Probleme beim Kinderkriegen hängen aber zu 40 Prozent auch mit dem Mann zusammen. Das liegt unter anderem an immer weniger Spermien. Die Spermienkonzentration ist seit den 70ern um rund 50 Prozent gesunken.

Fortschritte in der Reproduktionsmedizin vermitteln das Bild, dass späte Elternschaft problemlos möglich ist. Stars auf Instagram, die weit jenseits der 40 oder 50 noch Eltern werden, tun das übrige für den Mythos der ewigen Fruchtbarkeit. Das Einfrieren von Eizellen, um die Familienplanung zu verschieben, ist kein neuer Trend mehr. Doch trotz der Entwicklung in der Reproduktionsmedizin gibt es keine Garantie. Der Mythos führt zu Scham, Schuld und Schweigen. Es stellt sich die Frage: Wem nutzt das Tabu?

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  • Diana Köhler