Peter Rosei, 2011

APA/ROBERT JÄGER

Ö1 Hörspiel

Europa - von der Vielstimmigkeit eines Kontinents

"Nachricht von Europa. Europa" - eine literarische Landvermessung des Autors und Reisenden Peter Rosei

Was für ein Gefeilsche, was für ein Gezerre. Einerseits wollen alle, andererseits fürchten Politiker und Politikerinnen das eigene Wählervolk. Zudem war Europa schon immer sehr verschieden. Denn was bitte sollen Lappländer mit Sizilianern gemeinsam haben? Wie kommt Österreich dazu, für den Pallawatsch der anderen zu bezahlen? Von diversen anderen EU-Beitritts-kandidaten wollen wir erst gar nicht reden.

"Ein Haufen zimperlicher Kleinbürger", sagt der aus der Literaturgeschichte bestens bekannte 'Neinsager' in Peter Roseis Stück, "das sind die Europäer. Ein Pack von Krämerseelen, von fiependen Mäusen, von bigotten Weihrauchbrüdern, von hochgemuten Obskuranten, von nebbichen Schwindlern, Phantasten und Luftikussen - und was es sonst noch an lauwarmen, knieweichen, kleinkarierten, denkfaulen und ganz und gar liebenswürdigen, wohlgewaschenen, gut erzogenen, bösartigen oder handzahmen Kreaturen auf dieser lustigen, skurrilen Halbinsel, diesem letzten, zerklüfteten Ausläufer Asiens alles so gibt."

Aber ganz so schlimm, meint Peter Rosei, ist es dann doch wieder nicht um das europäische Projekt bestellt. Wie stets in seinen literarischen Landvermessungen ruft der reisende Dichter eine Reihe kompetenter Kollegen in den Zeugenstand: Robert Musil etwa oder Marcel Proust, James Joyce, Adalbert Stifter, Karl Marx, Martin Buber, Knut Hamsun oder John Keats.

Mehr als 70 Jahre ist es mittlerweile her, dass der erste Vorläufer der Europäischen Union Gestalt anzunehmen begann. Am 18. April 1951 wurde durch den Vertrag von Paris die EGKS gegründet, die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Genau sechs Mitglieder hatte sie damals. So gesehen sind wir heute, 30 Jahre nach dem EU-Beitritt Österreichs, schon ein wesentliches Stück weiter.

Mit Helmut Bohatsch, Harald Harth, Rupert Henning, Markus Meyer, Dorothee Hartinger, Rafael Schuchter, Valentin Marginter, Sabine Haupt, Ulrich Einhaus, Michael Horvath, Rolf Schwendter, Gennie Johnson, Steve Crilley und Ursula Scheidle. Ton: Herta Werner und Katharina Böhm. Regie: Renate Pittroff (ORF 2011)

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