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Spielräume
Nachruf auf Lalo Schifrin
Musik aus allen Richtungen mit Andreas Felber. Erinnerungen an ein musikalisches Universalgenie: Lalo Schifrin 1932-2025
3. Juli 2025, 17:30
Er war eines der großen Multitalente der Musik des 20. und frühen 21. Jahrhunderts, dessen Aktionsradius weit über den Jazz hinausreichte, auf dessen Bühnen er bekannt wurde. Lalo Schifrin, geboren 1932 in Buenos Aires, genoss ersten - klassischen - Klavierunterricht bei Enrique Barenboim, dem Vater von Daniel Barenboim. 20-jährig übersiedelte Schifrin nach Paris, wo er Kompositionsstudent u. a. von Olivier Messiaen wurde. Schon damals trat er parallel zum Studium in Pariser Clubs als Jazzpianist auf.
Schlüsselmoment in seiner Biografie war 1958 die Begegnung mit Trompeter Dizzy Gillespie in Buenos Aires, wo Lalo Schifrin inzwischen mit eigenem Jazz-Orchester professionell als Unterhaltungsmusiker aktiv war. In der Folge übersiedelte der hochtalentierte, 26 Jahre junge Musiker in die USA, er arbeitete als Pianist, Komponist und Arrangeur für Gillespie ("Gillespiana", "The New Continent") und bald auch für weitere bekannte Persönlichkeiten der Musikwelt wie Astor Piazzolla, Count Basie, Sarah Vaughan und Ella Fitzgerald. Ab 1963 schrieb Schifrin zudem für Film und Fernsehen, wobei vor allem die Musik für "Bullitt" (1968) oder "Dirty Harry" (1971) bzw. "Mission: Impossible" (1966) seinen Bekanntheitsgrad exponentiell erweiterte.
In den 1980er Jahren, mittlerweile US-amerikanischer Staatsbürger, arbeitete Lalo Schifrin regelmäßig mit Sinfonieorchestern zusammen, als Direktor, Dirigent und Komponist von Crossover-Werken wie "Jazz Meets the Symphony". Er schrieb zudem zwei Klavierkonzerte und weitere sinfonische Werke und kooperierte mit Plácido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras. Ausgezeichnet mit vier Grammys und einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk, ist Lalo Schifrin nach einem arbeitsreichen Leben am 26. Juni, nur wenige Tage nach seinem 93. Geburtstag, in Los Angeles verstorben.