Thomas Macho

IFK WIEN/JAN DREER

Menschenbilder

Thomas Macho, Kulturwissenschaftler

Von den Hoffnungen und Grenzen des Menschlichen. Der Autor und Forscher Thomas Macho

Welches Verhältnis haben wir Menschen zum Tod? Welche Beziehung haben wir zu Tieren - die wir als Haustiere lieben, als Nutztiere halten, als Schlachttiere essen? Sind wir gar selbst "zeremonielle Tiere", wie Ludwig Wittgenstein einmal formuliert hat, angesichts der vielen Rituale, die unser Leben und Zusammenleben ausmachen?

Als Forscher, Lehrender und Autor spürt Thomas Macho vielen Facetten des Mensch-Seins nach und knüpft damit an frühe eigene Erfahrungen an. Seine Eltern hätten für "eine ständige, rituelle Durchdringung unseres Familienlebens" gesorgt, "die mir als Kind sehr wichtig war. Gefeiert wurden die Geburts- und Namenstage der Eltern und der fünf Kinder, was bereits vierzehn Termine im Jahr ergab." Dazu kamen die vielen religiösen Feste und Bräuche im Lauf des katholischen Kirchenjahres, schreibt Thomas Macho im Vorwort zu seinem Buch "Das zeremonielle Tier".

Thomas Macho, geboren am 2. Juli 1952 in Wien, hat nach seinem Studium in Wien und Klagenfurt einen großen Teil seiner Lehr- und Forschungstätigkeit in Deutschland verbracht. 1993 wurde er zum Professor für Kulturgeschichte an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen, wo er später auch Dekan war. An vielen Orten und Instituten hat er gewirkt, unter anderem schon 1982 in Bergisch Gladbach die "Gesellschaft für Philosophische Praxis" mitbegründet.

Ein Kennzeichen seiner Schriften ist ihre gut lesbare, auch für Laien verständlicher Sprache. 2020 erhielt Thomas Macho den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik, 2019 den Sigmund Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Thomas Machos Art des Schreibens ist wohl auch eine Art des Übersetzens: von den Fachsprachen verschiedener Disziplinen in alltagstaugliche Kommunikation, die zum Nachdenken über eigene Erfahrungen und Erinnerungen einlädt. "Kulturen des Übersetzens" war eines der Themen, die Thomas Macho setzte, als er 2016 Leiter des IFK in Wien wurde, des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz.

2023 wurde Thomas Macho selbst Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die unter anderem den renommierten Georg-Büchner-Preis verleiht. In seiner Vorstellungsrede erzählte er von seinem Lebensweg, der von einer Drei-Zimmer-Wohnung im Wiener Bezirk Favoriten, bewohnt von den Eltern und fünf Kindern, zur Leitung großer Forschungseinrichtungen geführt hat. "Ich kann mich an viele Gespräche mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen, Doktorandinnen und Doktoranden, erinnern, in denen ich wiederholt den Ratschlag gab, auf Türen zu achten, die sich öffnen - und sie möglichst zu durchschreiten. (.) Doch erst bei der Vorbereitung dieser kleinen Rede ist mir das Zimmer mit den drei Türen wieder eingefallen, in dem ich aufgewachsen bin."

Eine Sendung im Rahmen des Ö1 Programmschwerpunkts "Österreicherinnen und Österreicher in der Welt".

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