Ö1 Konzert "Weltgebräuche"
Ernst Jandl zum 100. Geburtstag
Die unheilige Allianz von Ernst Jandl mit Kirchenorgel und Soloposaune
1. August 2025, 19:30
Wie sehr der Dichter und Sprachartist Ernst Jandl den Jazz und dessen Ausdrucksformen schätze, ist hinlänglich bekannt und wird auch die zweite Hälfte dieses Ö1 Konzertes prägen. Jandl fühlte sich einer Kunstform verwandt, die weniger auf Verschriftlichung denn auch den performativen Akt setzt. Weniger bekannt als Jandls Kooperation mit Jazzern ist das seit den 1980er Jahren gepflegte Format der - zumindest in den ersten Jahren ebenso improvisierten - Auftritte des Schriftstellers mit Organist und Posaunist. "Weltgebräuche" nannte Organist Martin Haselböck sein auf rezitierten Jandl-Texten beruhendes Projekt, das bis heute gelegentlich aufgeführt wird. "Die literarisch-musikalische Aktion "Weltgebräuche" entstand als Ergebnis gemeinsamen lmprovisierens der beiden Musiker Rudolf Josel und Martin Haselböck und des intensiven musikalischen Interesses Ernst Jandls" hieß es 1986 im Programmbuch des "musikprotokolls im steirischen herbst". Und Martin Haselböck fährt fort: "Orgel und Posaune ergänzen einander in ihrem Gegensatz von Klangfläche und -linie im selben Register, im skandierten und verschmelzenden Gegeneinander zweier Instrumente unterschiedlicher, aber doch ähnlicher Tongebung." Und genau mit dieser musikalischen Vorgabe war der Klangraum geschaffen, in dem Ernst Jandl seine Texte skandieren konnte. Nach Jahren des Improvisierens entschloss man sich zu einem Auftritt mit dem Projekt "Weltgebräuche" am 26. Oktober 1986 in der Grazer Stadtpfarrkirche, dem dann schlussendlich die Bezeichnung "Uraufführung" gegönnt wurde. In diesem Mitschnitt vom ORF-musikprotokoll spielt den Posaunenpart allerdings der junge Posaunist Christian Muthspiel. Teil 1 unseres heutigen Jandl-Ö1-Konzertes: Eine Dreiviertelstunde mit Ernst Jandl, Rezitation, Martin Haselböck, Orgel, und Christian Muthspiel, Posaune.
Sendereihe
Gestaltung
- Christian Scheib