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Journal-Panorama
Die toten Kinder von Tuam
In Irland soll die Exhumierung hunderter Kinderleichen Klarheit über Verbrechen in kirchlichen Mutter-Kind-Heimen bringen.
23. September 2025, 18:25
Im Sommer wurde im irischen Tuam begonnen, Massengräber zu öffnen und verscharrte Kinderleichen zu exhumieren. Hintergrund ist eines der schlimmsten bekanntgewordenen Verbrechen im Zusammenhang mit der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert. Über Jahrzehnte wurden in Irland ledigen Müttern ihre neugeborenen Babys abgenommen. Im Nonnenkloster von Tuam wuchsen Hunderte dieser Kinder dann auf - so wie auch in anderen kirchlichen Heimen.
Doch die Kinder erlebten keine Fürsorge oder liebevolle Behandlung. Häufig wurden sie so sehr vernachlässigt, dass sie im Kleinkindalter starben. Andere wurden anonym zur Adoption freigegeben. Die toten Kinder bekamen nicht einmal eine würdige Bestattung. In einer alten Abwassergrube hat man schon vor einem Jahrzehnt Babyleichen entdeckt, andere sind einfach verscharrt worden; ihre Überreste sollen nun geborgen werden. Angehörige sollen endlich Gewissheit erhalten, was damals passiert ist, doch alte Wunden brechen erneut auf. Die Diskussion über die Rolle der katholischen Kirche in Irland ist wieder voll entbrannt.