Stefania Pitscheider Soraperra

FRAUENMUSEUM HITTISAU

Gedanken für den Tag

Feministische Kulturarbeit im ländlichen Raum

Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Frauenmuseum Hittisau, über Geschlecht, Demokratie und Erinnerung

Wenn ich erzähle, dass ich das erste und einzige Frauenmuseum Österreichs im Bregenzerwald leite, in einem Ort mit rund 2.000 Einwohner:innen, blicke ich oft in erstaunte Gesichter: Ein Frauenmuseum - ausgerechnet dort?

Doch diese Reaktion zeigt ein verbreitetes Missverständnis: Feminismus wird in urbanen Räumen verortet, an Universitäten, auf großen Bühnen. Aber gerade jenseits der Städte ist feministische Kulturarbeit besonders nötig - dort, wo Traditionen und Patriarchat tief verankert sind und Veränderung oft langsamer verläuft.

Städtische Räume sind an Diversität gewöhnt, viele gesellschaftliche Auseinandersetzungen sind dort sichtbarer. Aber zahlreiche politische Entscheidungen werden nicht in den urbanen Zentren getroffen, sondern in Regionen, die bisher oft aus Sicht der sogenannten Hochkultur als kulturelle Peripherie galten. Gerade hier zeigen sich gesellschaftliche Spannungen oft deutlicher - etwa in Form eines spürbaren Rechtsrucks. Nicht nur in Österreich.

Der ländliche Raum ist kein Randgebiet. Er ist ein politischer Raum. Und er ist Zukunftsraum. Wer ihn ignoriert, läuft Gefahr, demokratische Entwicklungen zu verpassen - oder zu verlieren. Gerade dort, wo Vielfalt seltener sichtbar ist, braucht es Räume, in denen unterschiedliche Lebensrealitäten erzählt und gehört werden können.

Im Frauenmuseum Hittisau zeigen wir Geschichten, die im öffentlichen Gedächtnis oft keinen Platz hatten - wir erzählen von Architektinnen, Bäuerinnen, Hebammen, Aktivistinnen, Ärztinnen, Arbeiterinnen, Philosophinnen, Künstlerinnen. Wir arbeiten lokal verankert, aber mit internationalem Blick. Und wir achten auf intersektionale Zugänge, auf solche, die Mehrfachdiskriminierungen im Blick haben. Feministische Kulturarbeit ist kein Spezialthema - sie ist demokratische Praxis. Und sie entfaltet Wirkung - gerade da, wo man sie am wenigsten erwartet.

Wenn wir Teilhabe ernst nehmen, müssen wir auch fragen: Wer wird erreicht? Wer hat Zugang? Und wie schaffen wir Räume, die unterschiedliche Stimmen hörbar machen? Auch abseits der großen Städte.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Claude Bolling
Titel: Concerto for Classic Guitar and Jazz Piano
Anderssprachiger Titel: Konzert für klassische Gitarre und Jazz Klavier
* Serenade
Solist/Solistin: Alexandre Lagoya
Solist/Solistin: Claude Bolling
Länge: 04:43 min
Label: CBS FM MK37264

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