Stefania Pitscheider Soraperra

FRAUENMUSEUM HITTISAU

Gedanken für den Tag

Unsichtbare Arbeit, sichtbarer Wandel

Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Frauenmuseum Hittisau, über Geschlecht, Demokratie und Erinnerung

Die Geschichte der Zweiten Republik ist auch eine Geschichte der unsichtbaren Arbeit. Jahrzehntelang haben Frauen unsere Gesellschaft getragen - in der Familie, in der Pflege, im Ehrenamt. Und doch galten sie lange als "nicht erwerbstätig". Ihre Arbeit wurde nicht gezählt, nicht bezahlt - und nicht erinnert.

Bis 1975 stand im österreichischen Familienrecht: Der Ehemann ist das "Haupt der Familie". Er entschied, wo gewohnt wird, ob seine Frau arbeiten darf - und er konnte Verträge widerrufen, die sie abgeschlossen hatte. Eine gesetzliche Vormundschaft, über Jahrzehnte kaum hinterfragt.

Die Reform des Familienrechts war ein Meilenstein. Zum ersten Mal wurde Gleichberechtigung in der Ehe anerkannt - ein nüchterner Paragraf, der das Zusammenleben zumindest auf gesetzlicher Ebene grundlegend veränderte.

Doch noch heute ist vieles offen: Frauen leisten mehr unbezahlte Sorgearbeit, arbeiten häufiger in Teilzeit, verdienen weniger, haben niedrigere Pensionen. Ganz besonders im reichen Vorarlberg, wo der Gender-Pay-Gap und die Pensionslücke zwischen Frauen und Männern österreichweit am höchsten sind.

Feministische Perspektiven machen deutlich: Familienpolitik ist keine Privatsache - sie ist ein politisches Feld. Und eine Machtfrage. Wer entscheidet? Wer sorgt? Und auf wessen Kosten? Gerechtigkeit bedeutet nicht, dass alle gleich leben - sondern dass alle gleiche Chancen haben. Wenn Care-Arbeit fair verteilt wird, profitieren alle: Frauen, Männer, nonbinäre Personen, Kinder, die Gesellschaft.

Im Frauenmuseum Hittisau erzählen wir von diesem Wandel - und von dessen Langsamkeit. Von den Kämpfen hinter scheinbar selbstverständlichen Rechten. Und von der Notwendigkeit, Geschichte nicht nur zu erinnern, sondern weiterzuschreiben.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Claude Bolling
Gesamttitel: Suite für Flöte und Jazz Klavier Trio Nr.2
Anderer Gesamttitel: Suite for flute and jazz piano trio Nr.2
* Pastorale
Solist/Solistin: Jean - Pierre Rampal
Ausführender/Ausführende: Claude Bolling
Ausführender/Ausführende: Pierre - Yves Sorin
Ausführender/Ausführende: Vincent Cordelette
Länge: 06:51 min
Label: FM MK 42318

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