Spielräume Spezial
US-amerikanische Jazz-Avantgarde in Europa
50 Jahre Black Saint Records
28. September 2025, 17:10
Denkt man an zentrale Orte für progressives Jazz-Geschehen, kommen Städte wie New York, Chicago und Detroit in den Sinn, nicht aber die norditalienische Gemeinde Tribiano. Zu Unrecht, denn seit 50 Jahren residiert dort eines der wichtigsten Labels für Free- und Avantgarde-Jazz: Black Saint Records. Nach einem schwierigen Start durch den Labelgründer Giacomo Pelliccotti im Jahr 1975, und einer Neuübernahme durch den Jazz-Fanatiker Giovanni Bonandrini etwas später wurde Black Saint ab den 1980er-Jahren zur Anlaufstelle für US-Musiker, die für ihren Output in ihrer Heimat kein Ventil fanden. Von Saxofonist David Murray ("Ming") über Max Roach und Anthony Braxton ("Birth And Rebirth") bis zur Debut-LP von Old And New Dreams sind viele wichtige Werke von bekannten Instrumentalisten dort erschienen. Während seiner Hochphase in den 1980er und 1990er-Jahren erlangte das Label mit dem bunten Logo einen ähnlichen Ruf wie Blue Note Records rund 30 Jahre zuvor: Ein Garant für neuen, aufregenden Jazz von einem ausgewählten Kreis aus etablierten Musikern sowie der gelegentlichen Vorstellung junger Nachwuchstalente. Von 1984 bis 1990 war Black Saint Records sechs Mal in Folge das "Label Of The Year" für die Fachzeitschrift "Downbeat". Mittlerweile erscheinen zwar keine neuen Alben mehr bei Black Saint, aber Giovanni Bonandrinis Sohn Flavio kümmert sich um die Verwaltung des über 190 Alben starken Katalogs, der als eine der umfassendsten Sammlung für forschenden Jazz überhaupt gelten darf und einige der inspiriertesten Stunden dieser Musik dokumentiert.
Sendereihe
Gestaltung
- Xavier Plus