
LUIZA PUIU
Gedanken für den Tag
Die Würdenträgerinnen
von Solmaz Khorsand, Journalistin
30. September 2025, 06:57
Ein verwundeter Körper verliert seine Würde. Das hat unsere Gesellschaft gelernt. Nicht umsonst werden Dienstleistungen, die sich seiner annehmen, oft damit beworben, genau das zu gewährleisten: "Hilfe in Würde" - "Pflege in Würde" - "Leben in Würde". Wie eine Besonderheit, ein Goody.
Wir haben gelernt, dass wir bei Krankheit und im Alter unweigerlich die Seiten wechseln. Unentrinnbar in die Unwürde abgleiten, immerzu angewiesen auf die Gnade anderer, sich um uns zu kümmern, uns zu helfen. In der Hoffnung, dass der Satz "Die Würde des Menschen ist unantastbar" doch irgendwo bei ihnen durchgesickert ist.
Daher wird es auch so oft betont von jenen, die sich ganz professionell verwundeter Körper annehmen, dass sie das können. Dass sie geschult darin sind, in diesem Konzept "Würde". Und oftmals sind sie es tatsächlich, all die Frauen, und es sind zumeist Frauen, wenn sie darauf achten, die Schwäche ihres Gegenübers zu normalisieren. In jedem Handgriff und in jeder Geste bewusst zu machen, dass es diesen Seitenwechsel in die Unwürde in ihrer Welt nicht gibt.
Sie zeigen es in jedem Moment, in dem sie versuchen, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie unter Zeitdruck stehen, um all die verwundeten Körper zu versorgen. Sie zeigen es in jedem Blick, der sich gekonnt abwendet, wenn wer nackt, verdreckt und orientierungslos vor ihnen liegt, und sie jedes Gefühl, das sich in ihnen selbst dabei regt, unterdrücken, um die Scham des anderen nicht noch mehr zu vergrößern. Bei ihnen sitzt der Satz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Bei ihnen ist er Praxis.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Francis Poulenc 1899 - 1963
Titel: Sonate für Oboe und Klavier
* Elegie < Paisiblement > - 1.Satz (00:04:51)
Solist/Solistin: Ingo Goritzki
Solist/Solistin: Ricardo Requejo
Länge: 04:51 min
Label: Claves CD 509020