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Im Fluss - die Theiß entlang von Transkarpatien bis zur Donaumündung (4)
Von Rözke bis zur Donaumündung
2. Oktober 2025, 09:05
965 Kilometer lang ist die Theiß von der Quelle bis zur Donaumündung. 597 Kilometer davon durchfließt sie Ungarn. Und wo Ungarn ist, ist der rote Paprika nicht weit, auf den Feldern und in den Speisen ist er allgegenwärtig. In Röszke widmet ihm Familie Molnár sogar ein eigenes kleines Museum.
Bekannt wurde Röszke allerdings nicht für den Paprika, sondern für scharfe Maßnahmen gegen die Fluchtbewegung im Herbst 2015. Weil auf der "Balkanroute" täglich mehrere tausend Flüchtlinge vom serbischen Horgos nach Röszke in die EU wollten, ließ die Orban-Regierung dort einen Grenzzaun bauen. Die Flüchtlinge strandeten unversorgt, es herrschten chaotische Zustände.
Die Städte Becej und Novi Becej, in der serbischen Backa am linken und rechten Ufer der Theiß gelegen, sind ein Symbol für die wechselvolle Geschichte der Region. Die Römer, die Daker, der serbische Despot Durad Brankovic, die Osmanen und die Habsburger herrschten hier. Was heute die Republik Serbien ist, war früher das Ungarische Königreich, das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, danach Jugoslawien.
Archäologen der Universität Kiel haben dort in den vergangenen Jahren sogar Reste einer Siedlung aus der späten Jungsteinzeit gefunden.
Auf den Gemeindegebieten von Novi Becej und Zrenjanin liegt das Naturschutzgebiet Okanj Bara. Die Sumpf- und Salzwiesen sind ein international bedeutendes Vogelschutzgebiet und beherbergen national und international geschützte Pflanzenarten.
Kurz vor der Mündung der Theiß in die Donau in der serbischen Vojvodina liegt eine Gemeinde mit dem Namen Titel auf einem Löß-Plateau. Der Boden, das Klima und die Flüsse machten die Mikroregion schon in prähistorischen Zeiten zu einem Gunstraum für die Besiedlung. Ab den 1950er Jahren fanden dort über Jahrzehnte Ausgrabungen statt.
Wenige Kilometer entfernt, auf der anderen Seite der Theiß, liegt das Dorf Knicanin, gegründet 1866 unter dem deutschen Namen Rudolfsgnad und besiedelt durch deutschsprachige "Donauschwaben". Ab 1944 wurden tausende von ihnen vertrieben, in Lagern interniert, misshandelt und ermordet. Auf einem Feld in Knicanin erinnern ein paar in die Jahre gekommene Gedenksteine an das Lager Rudolfsgnad und das dortige Massengrab. Der aus Zrenjanin stammende Regisseur Marko Cvejic setzte ihnen 2011 ein filmisches Denkmal.
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- Sonja Bettel