Am Opernring in Wien, um 1900. Foto vermutlich von Franz Kaiser.

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Wien um 1900 - die notwendige Fröhlichkeit des Johann Strauss

Aus Musik, Buchzitaten und Interviews hat Ilona Jeismann das Kaleidoskop einer Epoche gebaut, die ihre Traurigkeit hinter Leichtsinn und ihre Sterbensangst hinter reger Geschäftigkeit verbarg. Übertönt von Walzerseeligkeit herrscht auch Kriegslust, Fremdenhass und gefährlicher Antisemitismus.

"Wir leben in einer bösen Zeit: Geldschwindel, Diebstahl, hochgestelltes Gesindel, rohe Willkür, Ausnahmeregeln, Korruption, Verfall des Staates. Neugierig bin ich nur, wie lange so ein alter Bau wie dieses Österreich braucht, um in allen Fugen zu krachen und zusammenzustürzen". So prophezeite ein 25-jähriger Wiener dem Habsburgerreich den Tod.

Es war im Jahr 1883. Sechs Jahre später jagte er sich eine Kugel durch den Kopf. Durch das Riesenreich flogen die Extrablätter, denn es war nicht irgendein Selbstmörder, sondern Kaiser Franz Josephs einziger Sohn Kronprinz Rudolf: der Thronfolger. Die k.u.k. Donaumonarchie aber lebte weiter, und Johann Strauss Sohn schrieb die Musik dieser Zeit.

Wien war eine gewaltige Bühne; vor der Prachtkulisse der Ringstraße tanzten die Akteure Walzer. Sie tanzten wie im Traum am Abgrund auf dem dünnen Boden einer Konvention.
Aus Musik, Originaltönen und Spielszenen hat Ilona Jeismann - der Dramaturgie des Donauwalzers folgend, - das Kaleidoskop einer Epoche, gebaut. Einer Epoche, die ihre Traurigkeit hinter Leichtsinn und ihre Sterbensangst hinter reger Geschäftigkeit verbarg.

An der schönen blauen Donau.
Wien um 1900. Oder: die notwendige Fröhlichkeit des Johann Strauss.
Von Ilona Jeismann, Ton: Peter Avar, (WH 1.1.2000)
Zitate u.a. aus: Arthur Schnitzler: Das erzählerische Werk, Fischer Verlag
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke, Fischer Verlag
Joseph Roth: Radetzkymarsch, DTV Verlag
Stefan Zweig: Die Welt von gestern, Fischer Verlag
Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit, DTV Verlag
Felix Salten: Das österreichische Antlitz, Piper Verlag

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