Soldaten des Bundesheeres, 1957

PICTUREDESK.COM/ÖNB-BILDARCHIV/UNITED STATES INFORMATION SERVICE

Radiokolleg

70 Jahre Bundesheer (1)

Bewährungsproben und organisierter Mangel

Unterfinanziert mit veralteter Bewaffnung und Großteils demotiviertem Personal, das war lange Zeit das Image des Österreichischen Bundesheeres. Erst der Ausbruch des Ukrainekrieges führte zu einer Kehrtwende. Nun soll mit Milliarden Investitionen eine moderne Armee entstehen.

Die erste defacto militärische Formation nach dem 2. Weltkrieg wurde im August 1952 die B-Gendarmarie gegründet. Für diese rekrutierte man zahlreiche Offiziere und Unteroffiziere der ehemaligen Deutschen Wehrmacht. Am 8. Juli 1955, also nur wenige Wochen nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages, wurde das Verbot der militärischen Betätigung von den Alliierten aufgehoben, kurz darauf wurde das Österreichische Bundesheer gegründet. Allerdings sah und sieht der Staatsvertrag in Teil II Artikel 13 weitgehende Beschränkungen der militärischen Fähigkeiten vor. So darf das Bundesheer über keine selbstgetriebenen oder gelenkten Geschosse (Raketen), oder über Geschütze mit einer Reichweite von mehr als 30 Kilometern verfügen. Generell bestand die Ausrüstung des Bundesheeres während der ersten Jahrzehnte vor allem aus alten Beständen der Alliierten aus dem zweiten Weltkrieg.
Seine erste Bewährungsprobe hatte die neue Armee schon ein Jahr nach seiner Gründung, im Rahmen der Grenzsicherung während des Ungarnaufstandes 1956. Seinen ersten UN-Auslandseinsatz hatte das Bundesheer von 1960 - 1963 in der Demokratischen Republik Kongo. Bis heute folgten zahlreiche weitere friedenssichernde UN-Einsätze. Militärisch wappnete man sich im Kalten Krieg mit dem Konzept der Raumverteidigung, das zwischen 1968 und 1989 etabliert wurde. Dabei sollten bestimmte Abschnitte, so genannte "Schlüsselzonen", gehalten werden. Die Idee hinter der Raumverteidigung war, den Durchmarsch durch österreichisches Gebiet so weit zu verlangsamen, dass ein Angriff unattraktiv ist. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und dem Ende des Kalten Krieges kam dem Bundesheer der Feind abhanden. Damit taumelte das Bundesheer in eine Sinnkriese. Unterbrochen wurde sie durch den Ausbruch des Jugoslawienkrieges 1991 und den damit einhergehenden Kämpfen unmittelbar an der österreichisch/slowenischen Grenze.
1998 wurde das Bundesheer erstmals für Frauen geöffnet. Ab Anfang der 2000er Jahre kam es zu einer sukzessiven Absenkung der, im internationalen Vergleich ohnehin schon rekordverdächtig niedrigen Verteidigungsausgaben.

Service

Radiokolleg-Podcast

Sendereihe

Gestaltung

  • Sarah Kriesche