Du holde Kunst

Das Privileg des Denkens - Pier Paolo Pasolini

"Welche Kraft liegt im Wunsche, die Welt zu verwandeln" - Martin Vischer liest Gedichte von Pier Paolo Pasolini (50. Todestag).

Ob er das friaulische Dorf in den Blick nimmt oder die staubigen "borgate" Roms - Pasolini besingt die verzweifelte Vitalität der kleinen Leute Italiens in einer Dichtung zwischen Empathie und Analyse, unter Verwendung eines Jahrhunderte alten formalen Repertoires und eines zeitgenössischen Vokabulars, das auf einen hohen Ton gestimmt wird. Sein Blick ist einer vom Rand her, seine Poesie ein Ort, an dem das, was von den zerstörerischen Kräften des Konsumzeitalters niedergewalzt zu werden droht, gerettet bleibt. Zu hören sind Gedichte, die zwischen den späten 1940er- und den frühen 1960er-Jahren entstanden sind, übersetzt von Toni und Sabine Kienlechner, Burkhart Kroeber und Theresia Prammer.

Pier Paolo Pasolini, geboren 1922 in Bologna, lebte zunächst als Lehrer in Casarsa (Friaul), verlor aber nach Bekanntwerden seiner Homosexualität seine Stelle. Auch die italienische KP schloss ihn aus dem gleichen Grund aus. 1950 zog er nach Rom, fasste Fuß in intellektuellen Kreisen und begann u.a. mit Federico Fellini Filme zu drehen. Seine eigenen Werke wurden Meilensteine der Filmgeschichte: "Accattone", "Mamma Roma", "Il Vangelo secondo Matteo", "Il Decameron", "Teorema", "Medea" und "Salò o le 120 giornate di Sodoma". Sein literarisches Werk umfasst Gedichte, Erzählungen, Romane wie "Ragazzi di vita", "Una vita violenta" oder das Fragment "Petrolio" sowie publizistische Arbeiten wie die berühmten "Scritti corsari". Am 02.11.1975 wurde Pier Paolo Pasolini unter nie ganz geklärten Umständen in Ostia ermordet.

Service

Pier Paolo Pasolini, Das Herz der Vernunft. Gedichte, Geschichten, Polemiken, Bilder. Hrsg. v. Burkhart Kroeber, dtv, München, 1991
Pier Paolo Pasolini. Unter freiem Himmel. Ausgewählte Gedichte. Aus dem Italienischen von Toni und Kienlechner. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, 1982
Pier Paolo Pasolini, Nach meinem Tod zu veröffentlichen. Späte Gedichte. Hrsg. und übersetzt von Theresia Prammer. Suhrkamp Verlag, Berlin, 2021

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