
APIMAGES
Stimmen hören
Austrian Coronation - und dann?
Eröffnung des "neuen" Hauses am Ring - Wiener Staatsopernsaison 1955/'56
6. November 2025, 14:05
Nach dem Staatsvertrag und dem Abzug Alliierter Truppen aus Österreich die Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper am Ring (in zeitgenössischer Sicht Krönungsjuwel unserer Freiheit): schon die Abfolge der Ereignisse des Jahres 1955 war beachtenswert. 70 Jahre später bringt der Blick zurück auf das gesellschaftliche und künstlerische Großereignis - Fidelio, Don Juan, Die Frau ohne Schatten, Aida, Die Meistersinger von Nürnberg, Der Rosenkavalier, Wozzeck, ein Ballettabend, sämtlich Premieren, und das in kaum mehr als drei Wochen! - dennoch auch Brüche zutage. Teils formidable Sängerbesetzungen, teils solche, die ein Ensemble im Umbruch - aber wohin? - dokumentieren, teils eigenartige Dirigenten-Engagements, der initiale Fidelio inszeniert von einem, der in der NS-Kultur die Fäden gezogen hatte Die in die Geschichtsbücher eingegangene Erzählung: Nach dieser Austrian Coronation wäre der Opernalltag im Haus am Ring wie eine kalte Dusche gewesen - lauter Durchschnittsbesetzungen, zerschlissene Produktionen, der dirigierende Direktor abgerauscht zu Engagements im Ausland. Im Juni dann: Karl Böhms Abgang, besiegelt durchs triumphale Scala-Gastspiel mit Maria Callas und Herbert von Karajan; zu Grabe getragen zugleich das 1955/56 noch gepflegte Singen in deutscher Sprache. Die Staatsopern-Eröffnungsfeierlichkeiten lassen sich lückenlos nachhören - einschließlich eines Konzerts mit Bruno Walter am Pult -, aber wie steht es um die mindestens so spannenden Monate danach?
Sendereihe
Gestaltung
- Chris Tina Tengel