Supernova

Schönberg, Stefan Prins und das Arditti Quartet

Das legendäre Streichquartett feiert verspätet sein Goldenes Jubiläum bei Wien Modern 2025 (1). Zum Auftakt: ein Klassiker der Moderne und eine kapitale Uraufführung.

50 Jahre Arditti Quartet wollten das singuläre Kammermusikensemble und das Festival Wien Modern schon 2024 gemeinsam feiern - auf standesgemäße Weise an vier Abenden, zwei im Wiener Konzerthaus, zwei im Musikverein, mit vier Uraufführungen, kombiniert mit den vier nummerierten Streichquartetten Arnold Schönbergs. Doch dann kam leider kurzfristig ein gebrochener Arm des Cellisten dazwischen. Desto erfreulicher, dass sich das Projekt nun ein Jahr später in vollem Umfang nachholen lässt.

Der belgische Komponist Stefan Prins, Jahrgang 1979, hat unter anderem jahrelang in der Improvisationsband The Ministry of Bad Decisions mit dem E-Gitarristen Yaron Deutsch zusammengespielt. Als Irvine Arditti den Vorschlag machte, Prins könne bei seiner Jubiläumskomposition für das Quartett gerne auch Deutsch als fünften Instrumentalisten dazuholen, war er sofort Feuer und Flamme, hatte er doch soeben das Solokonzert "under_current" für ihn geschrieben.

Das Ergebnis ist nun das in diesem Konzert uraufgeführte, großformatige Werk "Cyborg Flesh", bei dem der Komponist auch improvisierend an der Live-Elektronik mitmischen wird. Stefan Prins: "Ich stellte mir einen sonderbaren Klang-Cyborg vor, bei dem das menschliche Fleisch mit Nano-Drähten verwoben ist, die digital veränderte elektrische Impulse übertragen, die ihn auf der Suche nach einer eigenen Identität auf nicht vorhersehbare Weise bewegen, verkrampfen, atmen, singen und schreien lassen."

Bei jedem der vier Auftritte des Arditti Quartet bei Wien Modern 2025 gibt es ein Streichquartett von Arnold Schönberg zu hören - diesmal das bei der Uraufführung 1907 skandalös wirkende d-Moll-Quartett op. 7, ein Schlüsselwerk in seinem Schaffen, geprägt durch eine Vielfältigkeit, die aus strenger Ökonomie erwächst. "Die vier Teile", schrieb der Komponist, "sind nicht etwa vier Sätze, die durch Pausen getrennt sind, sondern ineinander übergehende Abschnitte. Die Thementypen der vier Sätze sind zwar angewendet, ihre mannigfache verschlungene Anordnung versucht aber einen einheitlich ununterbrochenen Satz herzustellen."

Ein Ö1 Mitschnitt aus dem Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses vom 31. Oktober 2025.

Sendereihe

Gestaltung

  • Walter Weidringer