Betrifft: Geschichte
Colonial chic
Italienische Mode und koloniale Erinnerung. Mit: Monica Titton, Soziologin und Modetheoretikerin, Senior Scientist in der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst in Wien.
1. Dezember 2025, 15:55
Kleidung war und ist ein Ausdrucksmittel nicht nur der persönlichen Identität, sondern auch von Machtverhältnissen. Das zeigt sich in der Mode-Ästhetik, in den Stoffen, Farben und Mustern oder den Schnitten einzelner Kleidungsstücke, die von kolonialen Milieus inspiriert wurden: Der aus den amerikanischen Kolonien stammende Panama-Hut kommt in den Sinn oder der von den beigen oder khakifarbenen Tropenuniformen und -anzügen abgeleitete Safari-Look. In der italienischen Mode finden sich von Ost- und Nordafrika inspirierte Stücke wie eine Damenjacke aus Leopardenfell. Sie ist Teil der Sammlung des Museo delle civiltà, dem Museum der Zivilisationen in Rom. Importiert wurde das Fell für dieses exotisch anmutende Stück aus Eritrea. Dort befand sich im ausgehenden 19. Jahrhundert eine der italienischen Kolonien. Während des Regimes von Benito Mussolini wurde diese Region Mitte der 1930er-Jahre zusammen mit Äthiopien und Somalia als italienisch Ostafrika bezeichnet. Rassische Ideologie, aber auch moralische oder genderorientierte Funktionen wurden über die Mode transportiert - Dresscodes und Kleidungsvorschriften, die in die Kolonien gebracht und von dort wieder in die italienische Modewelt exportiert wurden.
Monica Titton hat sich in die koloniale Vergangenheit der italienischen Fashion-Welt vertieft, ein bisher noch wenig berührtes Thema der Modegeschichte. Die Modetheoretikerin zeigt, wo dieses koloniale Erbe zum Ausdruck gekommen ist und welche Nachwirkungen auch heute noch sichtbar sind.
Service
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Volfing
