Diagonal
Fetischknochen und Quantenfuturismus. Zur Person: Moor Mother
Die wunderbar vielfältige Welt der schwarzen Poetin, Aktivistin, Sängerin und Rapperin Camae Ayewa a.k.a. Moor Mother.
27. Dezember 2025, 17:05
Camae Ayewa, professionell bekannt als Moor Mother, gehört zu den auffälligsten Stimmen und Erscheinungen der jüngeren afroamerikanischen Musikgeschichte. Geboren 1981 in Maryland verbrachte sie einen Großteil ihres Erwachsenenlebens in Philadelphia, wo sie sich Hals über Kopf in die dortige Musikszene stürzte.
Am Anfang war Punk die "Weapon of Choice", doch Moor Mother erweiterte schnell ihre Klangpalette: Hip Hop mit den Mighty Paradocs, und, als Solokünstlerin, beginnend mit "Fetish Bones", harsche Elektronik, kombiniert mit konfrontativen Texten, die schwarze Lebensrealität in atemlose, dissonante Metapherngeflechte verwandelten. Doch die Künstlerin tritt auch als Sängerin und Textlieferantin des Fire Music-Ensembles Irreversible Entanglements in Erscheinung, das in der Tradition von Pharoah Sanders und Archie Shepp am Free Jazz der Sixties weiterbastelt. Zudem betreibt sie mit ihrer Partnerin, der Sci Fi-Autorin und Künstlerin Racheeda Phillips die Plattform Black Quantum Futurism, die als multidisziplinäres Selbstermächtigungstool afroamerikanischer Frauen verstanden werden darf. "Moor Mothers Musik kratzt an der Schädeldecke," hat die deutsche taz einmal geschrieben.
All dies führt nicht nur zu einer beeindruckenden künstlerischen Karriere der "maurischen Muttergöttin", sondern zu einem Weltdeutungsangebot, das zwischen Afrofuturismus und Quantenphysik, zwischen Bürgerrechtsparolen und surrealen Wortspielereien einen kreativen Weg im Dickicht der menschlichen Unzulänglichkeiten sucht. Motto: "Everything ain't ok."
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- Thomas Mießgang
- Peter Waldenberger