Staaten von Männern dominiert

Wenig Frauen in EU-Politik und Wirtschaft

Die politischen Spitzenfunktionen in den Staaten der Europäischen Union werden von Männern dominiert. Frauen als Regierungs-Chefinnen oder Staatsoberhäupter sind im Europa der bald 28 nach wie vor eine Seltenheit, zudem hat es hier im Vorjahr zum Teil erhebliche Rückschritte gegeben.

Morgenjournal, 8.3.2012

Drei Regierungschefinnen

Die Zahl der Regierungschefinnen in den EU-Staaten ist in Summe mit drei von 27 gleich geblieben. In Finnland ist eine Frau von einem Mann als Ministerpräsident abgelöst worden, dafür hat Dänemark jetzt eine Regierungschefin - so wie Deutschland und die Slowakei. In Kroatien, das im Juli 2013 der EU beitreten soll, ist eine Frau als Ministerpräsidentin durch einen Mann ersetzt worden.

Auch Frauenanteil gesunken

Auch beim Frauenanteil der Regierungen einiger EU-Staaten haben sich Verschlechterungen ergeben - am deutlichsten wohl in Spanien, das jetzt eine konservativ geführte Regierung hat. Die Zahl der Ministerinnen in Spanien ist von neun auf vier zurückgegangen, der Frauenanteil in der verkleinerten spanischen Regierung ist von 50 Prozent auf 28 Prozent gefallen, wie aus einer Studie des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen hervorgeht.

Drastisch verringert hat sich auch die Zahl der Staatspräsidentinnen in der EU: Gab es davor noch drei Frauen unter 20 Staatsoberhäuptern - nämlich in Finnland, Irland und Litauen - so ist jetzt nur noch eine, in Litauen, übrig. Unverändert geblieben ist die Zahl der Monarchinnen mit drei von sieben gekrönten Häuptern in der EU.

EU-Kommission aktiv

Die Europäische Kommission ist mit ihrem Frauenanteil auch kein besonderer Vorreiter: Neun von 27 Kommissarsposten werden von Frauen bekleidet, das ist genau ein Drittel. Immerhin ist die Luxemburgerin Viviane Reding, eine von drei Vizepräsidentinnen von Kommissionschef Barroso, in Sachen Frauen-Quote sehr aktiv. Reding will jetzt eine verpflichtende Quote für Führungspositionen in europäischen Unternehmen durchsetzen. Vorbild ist Norwegen, das schon länger eine 40-Prozent-Quote hat. Nach einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer ist der Frauenanteil in den 200 größten Unternehmen Österreichs weit unter diesem Wert, nämlich bei nur fünf Prozent in den Vorständen und bei nur elf Prozent in den Aufsichtsräten.