Thomas Bredenfeld über die iCommons Summit 2007

Gemeinsam für das Gemeingut

iCommons ist eine Art Dachorganisation verschiedenster Initiativen im Bereich Netzpolitik und Netzkultur, von denen Creative Commons und die gratis Online-Enzyklopädie Wikipedia sicher die bekanntesten sind. Auch Open-Source-Aktivisten sind dabei.

"iCommons" ist eine Art Dachorganisation verschiedenster Initiativen im Bereich Netzpolitik und Netzkultur. Die "Free Software Foundation" und eine große Zahl von Open-Source-Aktivisten sind ebenso dabei wie die Verfechter einer offenen Bildung, Mitglieder der 100-Dollar-Laptop-Initative und viele andere, die offenen Zugang zu Wissen, Bildung und Kultur(-Werkzeugen) fordern.

Allen gemeinsam ist die Arbeit und der Kampf für eine Welt mit freier Wissensvermittlung und offenem Umgang mit Kulturgut, die nicht von den kommerziellen Interessen zahlreicher Großkonzerne reglementiert oder beschränkt wird.

Mehrere hundert Mitglieder verschiedenster Organisationen im Umfeld dieser für das kulturelle Allgemeingut einstehenden Bewegung haben sich in der vergangenen Woche im kroatischen Dubrovnik zum "iCommons Summit 2007" getroffen, um die trotz enger digitaler Vernetzung nötigen persönlichen Kontakte zu pflegen und zu erweitern.

Neben den vielfältigen Äußerungen aller an iCommons Beteiligten im Netz wurde nun bei diesem Treffen in der "Real World" ein intensiver "Community Spirit" erlebbar gemacht, der auf anderen Konferenzen seinesgleichen sucht.

Geradezu sinnbildlich für den Geist dieser iCommons war der Kontrast der uralten Festung und des nahen Seemannslazaretts, in denen die Panels, Workshops, Konferenzen und Vorführungen stattgefunden haben, mit der modernen Infrastruktur, die sogar eine Übertragung der Konferenzen in Second Life und eine Teilnahme von dort aus möglich gemacht haben. Auch hätte es mit Dubrovnik, seiner langen, bis zuletzt wechselvollen Geschichte und vor allem seiner gelebten und überall greifbaren kulturellen und religiösen Vielfalt kaum einen passenderen Tagungsort geben können. Einige tausend Fotos der Teilnehmer auf Flickr machen das nachvollziehbar.

An den bereits verwirklichten Projekten sieht man, dass die Bündelung der Kräfte von "Creative Commons", der "Free Software Foundation" und vielen anderen sehr sinnvoll war. Über Massenplattformen wie "YouTube" oder "Flickr" setzt sich "Creative Commons" als Alternative zu striktem Copyright und hemmungsloser Kommerzialisierung immer weiter durch. "Wikipedia" ist für viele ohnehin aus dem täglichen Netzgebrauch nicht mehr wegzudenken. So hat dann auch gerade die Anwesenheit von "Wikipedia"-Gründer Jimmy Wales und "Creative Commons"-Frontman Lawrence Lessig gezeigt, dass die gesamte Commons-Bewegung sich sehr über ihre Galionsfiguren freut, aber auch schon so erwachsen und tragfähig ist, dass es einem geradezu folgerichtig vorkam, dass Lawrence Lessig beim Summit nach zehn Jahren harter Arbeit seinen Rückzug aus der Führung von Creative Commons verkündet hat. Seine bewegende Rede, die in langen Standing Ovations der Gemeinschaft endete, war sicher für viele ein - wenn auch etwas trauriger - Höhepunkt dieses Gipfeltreffens.

In manchen Konzernzentralen mögen die Commons-Aktivisten noch als Sozialromantiker belächelt werden. Die dichte Vernetzung sowohl untereinander als auch mit teilkommerziellen Strukturen des partizipatorischen Web 2.0, wie zum Beispiel "YouTube" oder "Flickr", hat die ganze Bewegung mittlerweile mit einer Verbreitung und Schubkraft ausgestattet, die merkbares Umdenken in weiteren Kreisen verursacht hat. Nur um ein Beispiel zu nennen, das zumindest eine Richtung weist: Unter dem Label "iTunes Plus" bietet Apple in seinem Music Store nun Musikstücke an, die nicht mit Digital-Rights-Management gegen Kopie und Weitergabe geschützt sind und außerdem eine bessere Qualität haben. Diese Titel sind zwar ein wenig teurer, aber plötzlich werden ein offenerer Umgang mit Abspielrechten eine Werbebotschaft und ein Verkaufsargument. Das lässt hoffen.

In diesem Sinne ist der Commons-Bewegung weiter die Kraft und Beharrlichkeit zu wünschen, die sie bisher schon gezeigt hat.

Thomas Bredenfeld ist freier Medienproduzent, Künstler und Fachbuchautor

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