Behörden-Klick
E-Government
E-Government, die Gesamtheit aller elektronischen Angebote der österreichischen Verwaltung, scheint in vielen Dingen eine österreichische Erfolgsgeschichte zu sein, von der jedoch mehr die Beamten und weniger die Bürger etwas mitbekommen.
8. April 2017, 21:58
Seit 2004 wurde in Österreich der elektronische Akt eingeführt und heute sind am Schreibtisch von Reinhard Posch, "Chief Information Officer" der österreichischen Bundesregierung keine Aktenberge mehr zu sehen. Bereits zum zweiten Mal, so meldet die Plattform "digitales Österreich", die als strategische Dachorganisation den Bereich E-Government in Österreich betreut, erfüllte Österreich die Vorgaben der EU im Bereich E-Government mit Bravour.
"Die Bürger", so Reinhard Posch, "kommen generell nur selten in Kontakt mit den Behörden". Laut Statistik beschränke sich die Kontaktaufnahme auf 1,7 Mal pro Jahr. Serviceleistungen wie die elektronische Zustellung von RSA-Briefen, bleiben da meist unbekannt.
Voraussetzungen
Damit man sich den Weg zum Postamt sparen und einen RSA-Brief elektronisch zugeschickt bekommen kann, braucht man mehrere Dinge, aber vor allem einen Computer. Laut Statistik Austria erfüllen diese Voraussetzung 76 Prozent der österreichischen Haushalte. 55 Prozent haben einen Breitbandanschluss und 71 Prozent nutzen das Internet (Quelle: Statistik Austria: Computer- und Internetnutzung in Österreich: Ergebnisse 2008, vorgestellt am 30.6.2008)
Ein Rechner und ein Internetanschluss allein reichen für die elektronische Zustellung von Behördenbriefen aber noch nicht aus. Weiteres benötigt man dafür die Bürgerkartensoftware und eine Chipkarte, die für Authentifizierung sorgt und mit dessen Hilfe man eine elektronische Unterschrift leisten kann: das bietet die sogenannte Bürgerkarte. Mit ihr lassen sich E-Mails signieren, Daten verschlüsseln und Bankgeschäfte ohne Pin- und Tan-Code abwickeln. Sie kostet bei "a-trust" 30 Euro. Weitere zwölf Euro zahlt man für die Registrierung und 15 Euro für die Zertifikate pro Jahr.
Bürgerkarte und Kartenlesegerät
Aber es geht auch billiger. Mit der Einführung der E-Card hält jeder Bürger bereits eine Chipkarte in der Hand, die sich zur Bürgerkarte eignet und die von Zuhause aus frei geschaltet werden kann. Vorausgesetzt man ist im Besitz eines Kartenlesegeräts.
Bereits vor Jahren sprach die Industrie davon, dass Kartenlesegerät Morgen, spätestens Übermorgen, zur Grundausstattung jedes Computers gehören werde. Bis heute blieb das eine Vision. Die Bundesregierung wurde vor kurzem aber selbst aktiv.
Ende August 2008 wurde das sogenannte "erste BürgerInnen Notebook Österreichs" vorgestellt, Mit integriertem Lesegerät und vorinstallierter "Bürgerkartensoftware". Das Notebook AMILO Pi2550 von Fujitsu Siemens kostet im Handel 660 Euro.
Bürgernähe und Effizienz
E-Government hat nicht immer etwas mit elektronischer Signatur zu tun. Am meisten, so die Statistik Austria, nämlich 92Prozent der Angebote, betreffe das herunterladen von Dokumenten und Formularen. Um sich ein Formular herunterzuladen und um sich darüber zu informieren, was man für die Beantragung eines Reisepasses braucht, benötigt man keine Bürgerkarte. Es reicht ein Computer und ein Internetzugang. Dasselbe gilt auch für die Bestellung eines Müllkübels.
Aber eigentlich will E-Government ja mehr. Strafregisterauszüge können elektronisch heruntergeladen werden, an den Universitäten holt man sich seine Zeugnisse heute elektronisch ab und das Vorweisen eines Meldezettels am Amt ist überflüssig, weil jeder Beamte Zugriff auf das "Zentrale Melderegister" hat. Als österreichische Erfolgsgeschichte wertet Reinhard Posch auch das Service "Finanz Online". Eine Million Menschen - Steuerberater inklusive - würden heute ihre Steuerklärung elektronisch erledigen.
Mehr dazu in oe1.ORF.at
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