Die größte der ABC-Inseln

Die Karibikinsel Curacao

Curacao - das klingt nach Likör, Sonne, Sandstränden und Tauchabenteuer. Das alles und viel mehr bietet die größte der drei ABC-Inseln. Curacao hat noch viel Natur zu bieten. Der Osten wird landwirtschaftlich genützt, den Westen prägt eine Kaktussteppe.

Die Karibikinsel Curacao ist als Teil der Kleinen Antillen der Nordküste Venezuelas vorgelagert. Die größte der drei sogenannten ABC-Inseln - Aruba, Bonaire und Curacao - gehörte noch bis 15. Dezember 2008 zu dem seit 1954 autonomen Verbund der Niederländischen Antillen-Inseln. Nach Auflösung dieses Verbundes ist Curacao ein eigenständiges Bundesland innerhalb des Königreiches der Niederlande.

Erst die Spanier
Im Lauf der Jahrhunderte haben etliche Kolonialherren der Insel ihren Stempel aufgedrückt. 1499 landeten die Spanier unter Alonso de Ojeda auf Curacao und nannten die Insel wegen ihrer hoch gewachsenen indianischen Einwohner Isla de los Gigantes, Insel der Riesen. Die Caiquetios wurden verschleppt und vertrieben, das erhoffte Gold fand man nicht und für die Landwirtschaft war die nur 444 Quadratkilometer große, eher trockene Insel unbrauchbar.

Später übernahmen die Holländer auf der Insel das Ruder, gründeten einen Stützpunkt und engagierten sich in dem höchst florierenden Sklavenhandel, dessen karibische Drehscheibe Willemstadt bis zum Jahr 1863 war.

Fest in holländischer Hand
Bis heute sind die Holländer die bestimmende Kraft auf der Insel. Sie haben auch in den 1920er Jahren der Firma Shell einen der schönsten Plätze der Insel für eine Ölraffinerie zur Verfügung gestellt. Diese heute höchst umstrittene Raffinerie am Schottegat hat zum Wohlstand der Insel ebenso beigetragen wie einst der Sklavenhandel.

Diesem düsteren Kapitel in der Geschichte Curacaos kann man im ausgezeichnet gestalteten Museum Kura Hulanda auf die Spur kommen. Es liegt in dem Stadtviertel Otrabanda in Willemstad, in einem Stadtviertel, das durch Kriminalität und Drogenhandel sehr heruntergekommen war und durch eine groß angelegte Renovierungsaktion vor etwa zehn Jahren neuen Aufwind bekommen hat.

UNESCO-Weltkulturerbe

Die Inselhauptstadt Willemstad mit rund 145.000 Einwohnern wird auch Klein-Amsterdam genannt. Die Kolonialarchitektur der dem Wasser zugewandten "Handelkade" kann ihren Ursprung nicht verleugnen: geschwungene Giebel, pastellfarben gestrichene Fassaden und Stuckdekor aus dem 16. bis zum 19. Jahrhundert stammen eindeutig von holländischen Baumeistern. Ihre Auftraggeber waren oftmals jüdische Händler, die aus Amsterdam und Brasilien kommend sich hier angesiedelt hatten.

Das Villenviertel Scharloo, drei gut erhaltene Forts, große Gotteshäuser, Bürgerhäuser und prächtige Kontore, die großteils vorbildlich restauriert wurden, haben Willemstadt 1997 dazu verholfen, in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen zu werden.

Zwei halbe Städte
Durch den Sint-Annabai-Kanal wird die Stadt in zwei Hälften geteilt, in den älteren Bezirk Punda und Otrabanda, "die andere Seite". Verbunden werden diese beiden Teile durch die 1974 gebaute, sich spektakulär über die Bucht schwingende Königin-Juliana-Brücke, auf der die Autos in einer Höhe von 55 Metern dahinbrausen, und durch die Königin-Emma-Brücke. Diese Fußgänger-Pontonbrücke wird, sobald sich Schiffe nähern, vom Kapitän der Brücke weggeschwenkt, sodass die Kreuzfahrtschiffe und Tanker zum Schottegat, zur großen Bucht, gelangen können.

Ungewöhnliche Unterwassershows

Fährt man in den Osten der Insel Curacao, geht es nach Banda Ariba. "Hinauf", sagen die Curacaoer, obwohl hier die Landschaft ziemlich flach ist. Die höchste Erhebung hier ist der Tafelberg mit bloß 196 Metern. Um "hinauf" zu kommen, passiert man zunächst das Avila Beach Hotel, das einst das Domizil des Gouverneurs war und immer noch der holländischen Königsfamilie als Ferienunterkunft dient. Dann kommt schon das berühmte "Curacao Seaquarium" in Sicht, das ungewöhnliche Unterwassershows bietet. Seelöwen, Haie, Stachelrochen, seltene tropische Fische und Meeresschildkröten können in Freiluftpools und in einem natürlichen Riffbecken aus nächster Nähe beobachtet werden.

In Banda Ariba liegt auch Spanish Water mit dem großen Yachthafen, der weite, flache, kindergeeignete Sandstrand Barbara Beach und die versteckte Playa Kanoa, wo Surfer in der Brandung ihr Können unter Beweis stellen. Oostpunt, der östlichste Punkt von Curacao, ist inklusive des Leuchtturms in privater Hand und daher nicht zugänglich.

Grundstoff für Blue Curacao

Die Vegetation ist karg, die Böden trocken, deshalb konnte ja auch die Valencia-Orange nicht richtig gedeihen, sondern nur die Bitter-Orange, die den Grundstoff für den berühmten Likör Blue Curacao bildeten, der vom Familienbetrieb Senior seit mehr als 100 Jahren hergestellt wird.

Dafür bietet das semiaride Klima die perfekten Bedingungen für den Anbau von Aloe Vera, und auch andere durchaus heilkräftige Kräuter können kultiviert werden. Dieser erfolgt im Garten Den Paradera der Dinah Veeris und auf der Aloe-Vera-Plantage des Mervin Malan.

Unberührter Westen

Banda Abao, der Westen von Curacao, ist der wildere, unberührte Teil der Insel. Die Küste ist schroffer als im Osten, die vielen kleinen Buchten mit ihren hübschen Sandstränden sind auch in der Hauptsaison nur wenig frequentiert. So kann man weitgehend ungestört in türkisem Wasser schnorcheln und die Korallenbänke erforschen. Einige familiäre Tauchstationen bieten das nötige Know-how und Equipment.

Unaufgeregtes Zentrum des entspannten touristischen Geschehens ist der Fischerort Westpunt. Hier gibt es neben der Kura Hulanda Lodge, die Leo Helms entworfen hat, nur einige Privatunterkünfte und ein, zwei Lokale mit grandioser Aussicht aufs Meer - ideale Bedingungen für Individualreisende also.

Das Küstenhinterland ist eine leicht hügelige Kaktussteppe mit bis zu fünf Metern aufragenden Säulenkakteen. Es wird von einem Berg überragt: dem 372 Meter hohen Mount Sint Christoffel. Ihn umgibt der gleichnamige Nationalpark, in dem neben Leguanen und Eidechsen der Trupial, der Nationalvogel Curacaos, beheimatet ist, aber auch eine ganz besondere Hirschart, die vor dem Aussterben gerettet werden konnte.

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