Der letzte Computing-Trend

Der Computer in der Wolke

Immer mehr Rechenleistung wird in das weltweite Netz ausgelagert. Was früher aufwändige Programme daheim am PC erledigten, kann man jetzt oft gratis mit Hilfe einer Webanwendung bekommen. Möglich wird dies durch "Cloud-Computing".

Die IT-Branche ist schnelllebig, unentwegt entstehen Trends, werden Innovationen vorgestellt, wird die Zukunft präsentiert. Das Modewort der Saison ist Cloud Computing, grob übersetzt "die Rechnerwolke". Gemeint ist damit, dass Speicherplatz, Rechenleistung oder einzelne Programme an Großcomputer ausgelagert werden und über das Internet zugänglich sind.

Alexander Schatten ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU-Wien, in der Österreichischen Computer Gesellschaft engagiert und beschreibt anschaulich die Idee hinter Cloud Computing: "Wir produzieren den elektrischen Strom, den wir brauchen, nicht mit einem Dieselgenerator vor dem Haus. Was aber Rechenleistung und Speicherplatz betrifft, ist es so, dass jeder sein Kleinkraftwerk unter dem Tisch stehen hat." Cloud Computing ist also das Gegenstück zum Stromnetz: Wann immer ich Rechenleistung oder Speicherplatz brauche, bekomme ich den im Internet.

Sparen mit Cloud Computing

Kaum ein Computer nutzt die Rechenleistung, die ihm eigentlich zur Verfügung steht, voll aus. Ganz im Gegenteil: Meistens laufen unsere PCs im Leerlauf und verbrauchen dabei unnötigerweise viel Strom. Die Anschaffungskosten und die Fülle an Anwendungsmöglichkeiten stehen in keiner Relation zu jenen Anwendungen, die wir auch tatsächlich benötigen.

Die Auslagerung von Rechenleistung und Speicherplatz an Serverfarmen spart Geld für Hardware, Software und die Wartung und könnte unser Arbeiten stark verändern, denn so gut wie alle Programme können auf Serverfarmen laufen, der Zugriff erfolgt ausschließlich über den Webbrowser. Am Arbeitsplatz benötigt man nur mehr einen sehr abgespeckten PC und Internetzugang.

Das größte Problem dabei ist die Sicherheit, meint Alexander Schatten: "Kann ich dem Anbieter vertrauen, dass er seine Architektur richtig wartet und dass die Server gegen Hacker geschützt sind? Wichtig ist auch die Frage, wo befindet sich der Anbieter?"

Sicherheit

Momentan sind alle großen Anbieter von Cloud Computing in den USA beheimatet - es gelten also zum Beispiel die dortigen Datenschutzgesetze, die jenen der EU hinterherhinken. Dennoch: Gerade bei Klein- und Mittelbetrieben mit eigenen Servern ist es um die Sicherheit nicht allzu gut bestellt.

Die Festplatte im PC unter dem Schreibtisch oder im Serverraum im Keller gaukelt Sicherheit nur vor - gegen Angriffe aus dem Netz sind große, darauf spezialisierte Firmen weitaus besser gewappnet. "Ein klein- oder mittelständischer Betrieb ist ja normalerweise nicht daran interessiert, Serverfarmen zu betreiben. Das kostet eine Menge Geld, das muss gewartet werden, das ist eine Belastung." sagt Alexander Schatten, der in nächster Zeit jede Menge Entwicklungen in dem Bereich erwartet.

Ein nicht ganz neuer Service

Gerade für Privatanwender gibt es noch nicht so viele Anwendungen der Rechnerwolke. Die bekannteste dürfte wohl Google-Docs sein. Die Suchmaschine Google hat mit diesem Service ein einfaches Office-Paket entwickelt, in dem Textdokumente, Tabellenkalkulationen und Präsentationen online erstellt, gespeichert und von mehreren Nutzern gemeinsam verändert werden können.

Wirklich neu ist Cloud Computing aber eigentlich gar nicht: Mailanbieter wie hotmail oder gmx bieten seit Jahren Dienste, die man als Urform der Rechnerwolke betrachten kann und denen wir persönliche Daten - von Online-Einkaufsbestätigungen bis zum schlüpfrigen Mail - bedenkenlos anvertrauen. Es ist recht unwahrscheinlich, dass wir uns durch Sicherheitsbedenken davon abhalten lassen, die neuen Services zu nutzen.

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