Karriereträume

Oskar Werners tragische Karriere

Vor einem Vierteljahrhundert, am 23. Oktober 1984 ist der Wiener Schauspieler Oskar Werner gestorben. Ein Anlass, sich an eine gespaltene Künstlerpersönlichkeit zu erinnern, die sich ähnlich rar gemacht hat wie später der Dirigent Carlos Kleiber.

"Die Könige" wolle er spielen, die großen Herrscher", so hat er als Anfänger der "Burg"-Kollegin Inge Konradi seine Karriereziele beschrieben.

Sein einsamer Tod in einem Marburger Hotelzimmer während einer Vortragsreise hat uns die großen Charakterrollen, wie König Philipp, Wallenstein, Ottokar oder Rudolf II. in der Interpretation Oskar Werners vorenthalten, aber daran ist er selbst auch nicht unwesentlich beteiligt gewesen.

Ein Zerrissener

Er hat nie eine der großen Nestroy Rollen gespielt, obwohl sie ihm als Urwiener wohl zugestanden wären. Dennoch - im Leben - hat er die Rolle des Herrn von Lips, besser gesagt, die des Nestroy'schen Zerrissenen sehr überzeugend dargestellt. Zwischen Burg und Film, zwischen Startum und Verweigerung, zwischen Perfektionismus im Staatstheaterkorsett und den Alltagsbanalitäten auf den Pawlatschen seiner Tourneetheater hat er sich aufgerieben. Nie war er zufrieden mit sich - und schon gar nicht mit anderen!

Weil ihm an der "Burg" die Könige der Shakespear'schen Dramen im Lindtberg-Zyklus in toto verwehrt wurden, hat er sich endgültig für eine internationale Filmkarriere entschieden - in Frankreich, England und Amerika.

Natürlich hat er zunächst einen dieser Könige gespielt, Shakespeares Heinrich V., und den gleich in zwei Stücken und mit ungeheurem Erfolg - auch Karajan hat ihm dazu gratuliert - doch eigentlich wollte er sie alle - also den "Löwen auch" - spielen, wie Zettel im "Sommernachtstraum".

Bruch mit der Burg

Das und seine chronische Unzufriedenheit mit Regisseuren führten zum endgültigen Bruch mit dem Burgtheater. Zwar konnte Direktor Ernst Haeusserman aus dem damaligen Burgensemble die meisten großen Rollen durchaus mehrfach besetzen, dennoch blieb Oskar Werner im Grunde unersetzlich, als er im Jahre 1961 endgültig die Burg verließ.

Nur noch zweimal ist es ihm gelungen, auf den Brettern, die nicht nur ihm die Welt bedeuteten, Fuß zu fassen: 1963 mit einer Eigenproduktion als Goethes "Tasso" im Theater an der Wien, woran sich dann eine internationale Tournee anschloss, und 1970, als ihm Karajan den Weg zu den Salzburger Festspielen geebnet hatte, mit "Hamlet". Aber in beiden Fällen wurde keine Rückkehr zur Bühne daraus.

Zunächst war der Film stärker ("Das Narrenschiff", "Der Spion, der aus der Kälte kam", "Fahrenheit 451", "Zwischenspiel" und "In den Schuhen des Fischers"), dann der Alkohol. Und der war es schließlich auch, der das letzte Wort behielt, der das Fiasko des unrühmlichen "Wachau-Festivals" 1983 verursachte und den Verfall seines Körpers bis zu jenem Herzinfarkt förderte, dem Oskar Werner vor einem Vierteljahrhundert erlegen ist.

Viele Pläne und ein Eklat

Ende der Siebziger Jahre tauchte die Idee eines "Faust"-Projektes auf. Ernst Haeussermann wollte ihn als Regisseur und Hauptdarsteller an "seine" Josefstadt holen. Es zerschlug sich, bevor es wirklich Gestalt annehmen konnte. Ebenso ein ORF-Fernseh-Projekt gleichen Inhalts um die Wende 1979/80, in dem Werner neben Regie und Titelrolle auch der Mephisto übernehmen angeboten wurde. Die Technik hätte es ermöglichen sollen.

Dies war zwar das nächste, aber nicht das letzte Projekt, das sich in Missfallen aufgelöst hat. Das einzige was davon geblieben ist, sind, nur ausschnittweise veröffentlichte Privataufnahmen von Szenen aus Goethe "Faust", die Werner - zuhause (als sein eigener Techniker) - für Studienzwecke gemacht hat. Die einzige Rolle in Goethes "Faust", die er tatsächlich auf der Bühne gespielt hatte, war der Schüler (1948) im Ronacher.

Vom Alkohol gezeichnet

Zu allem Überfluss ergab sich noch ein weiterer - scheinbar viel versprechender Plan, der sich vor der Realisierung zerschlagen hat: Burgchef Achim Bennig wollte Oskar Werner noch einmal an sein Stammhaus holen, für ein "Julius Caesar"-Projekt mit Werner als Regisseur und Caesar.

Nur seine allerletzte Theaterunternehmung wurde 1983 innerhalb des total missglückten, von ihm als sein eigener Prinzipal ins Leben gerufenen "Wachau-Festivals" auf tragische Weise realisiert: ein letzter, vom Alkohol gezeichneter "Prinz von Homburg", der ihn zum Gespött der Presse machte.