Die Info-Kanäle der Studenten

Uni-Besetzung

Seit 13 Tagen besetzen Studenten Hörsäle in Universitäten in ganz Österreich. Das Medienecho ist groß. Die Student/innen sind auf klassische Medien aber nur bedingt angewiesen. Sie kommunizieren über eine Website, Video-Live-Stream, Facebook und Twitter.

Seit knapp zwei Wochen besetzen protestierende Studenten Hörsäle auf Universitäten in ganz Österreich. Ein Protest mit einer neuen Qualität, dank Echtzeit-Medien und sozialen Netzwerken brauchen die Studenten keine alten Kommunikations-Apparate und -Hierarchien.

Marko Zlousic, immerhin Kommunikationsexperte bei der Bundes-SPÖ, hält die Besetzung der Unis für ein "außerordentlich gelungenes Beispiel gut funktionierender 2.0-Arbeit, was beweise, dass auch in Österreich Mobilisierung a la Obama möglich ist."

Vernetzt und verflochten

Die Online-Vernetzung der Studenten ist auch in den Räumlichkeiten der Universität zu spüren. Viele Studenten sitzen mit Laptops im Auditorium Maximum. Während im Plenum diskutiert wird, werden gleichzeitig so genannte Tweets, also Beiträge auf Twitter, an die Wand projiziert - die User kommentieren live mit.

Auch im C1, der Hörsaal, der am Campus des alten AKH besetzt wird, wird der Live-Video-Stream aus dem Audimax gezeigt.

Gestartet haben die Proteste auf die altmodische Art. Catherine, die bei der Arbeitsgruppe "Presse" mitarbeitet, beurteilt die Anfänge der Besetzung folgendermaßen: "Ich glaub die Mobilisierung am Donnerstag ist hauptsächlich über Handy gelaufen. Alle Leute, die da waren, haben ihre Freunde angerufen, dass sie auch kommen sollen. Dann ist ganz viel übers Internet gelaufen. Das funktioniert einfach gut, weil jeder von zu Hause drauf zugreifen kann und sich ein Bild von der Lage machen kann."

Organisation

Die Presse-AG ist eine von vielen Arbeitsgruppen, die schon am ersten Tag der Uni-Besetzung gegründet wurde. Zwanzig bis dreißig Leute organisieren im Schichtbetrieb die Medienarbeit. Sie sind dafür verantwortlich, was nach Außen getragen wird.

Auch das Netzwerk haben die Studenten sich selbst aufgebaut. Auf der eigenen Homepage http://www.unsereuni.at werden aktuelle Infos über Termine, Vorträge und Plenumsdiskussionen aller besetzten Hörsäle gesammelt. Auch die sozialen Netzwerke sind ein wichtiger Bestandteil des Protests: Auf Facebook und Studivz kann in Gruppen wie "Uni brennt" oder "Studieren statt blockieren" pro und contra diskutiert werden.

Wer Twitter bis jetzt als "Zwitscherdienst" abgestempelt hat, der hat den Micro-Blogging-Dienst unterschätzt. Unter den Schlagworten #audimax, #unsereuni und #unibrennt wird minütlich upgedatet, kommentiert und diskutiert was auf den Unis passiert.

Revolution 2.0

Jeder kann sich mitteilen, jeder kann im Internet Beiträge schreiben. Nicht nur die Presse AG, auch einige Online-Medien berichten direkt von der Uni. Christoph ist für http://www.studikurier.at im Audimax. Für den Student zählt vor allem der Austausch untereinander: "Es nennen schon viele Leute "Revolution 2.0". Für die besetzen Universitäten ist es wichtig um in Kontakt zu bleiben, Twitter und Facebook ermöglichen schnellen und kurzfristigen Informationsaustausch."

Catherine sieht die Lage ähnlich, sie betont den demokratie-politischen Aspekt der Bewegung: "Was für andere und nach außen hin als unorganisiert erscheinen mag, ist Basisdemokratie wie sie hier wirklich gelebt wird. Es kann jeder mitposten!" Auch der SPÖ-Kommunikationsexperte kann den Uni-Protesten etwas Positives abgewinnen: "Ich bin mir sicher", schreibt Zlousic auf seinem Blog", dass diese Aktion einen unglaublichen Schub in der Demokratisierung und Politisierung der österreichischen Bevölkerung mit sich bringen wird."

Hör-Tipp
Digital.Leben, Dienstag, 3. November 2009, 16:55 Uhr

Links
Studikurier
web2politik - Blog von Marko Zlousic

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