Glatt polierte Show

GB: Erstes TV-Duell vor Wahl im Mai

Großbritannien hat seine erste TV Debatte der Spitzenkandidaten für das Premierminister Amt erlebt. In den britischen Medien ist sie als spannungsgeladenes historisches Ereignis angepriesen worden, entpuppte sich dann aber doch als glatt polierte Show ohne Ecken und Kanten.

Morgenjournal, 16.4.2010

Eine Überraschung

Eine Überraschung hat es aber gegeben, ausgerechnet der eher unbekannte Kandidat Nick Clegg von den Liberaldemokraten, hat seine beiden großen Gegner Amtsinhaber Gordon Brown und Wahl Favorit David Cameron an die Wand gespielt. Die Zuschauer fanden ihn in Umfragen am überzeugendsten.

Gewohnte Routine

Die Debatte wird nicht wegen peinlicher Ausrutscher oder Schweißperlen in die britische Politik Geschichte eingehen. Abgesehen von leichter Nervosität am Anfang finden die Kandidaten schnell ihre gewohnte Routine. Sie ist der Versuch einer ernsten Diskussion.

Starke Worte des Liberaldemokraten

Nick Clegg schafft es gleich zu Beginn seine Außenseiterposition als Chef der Liberaldemokraten und kleinsten Partei am Podium in einen Vorteil zu verwandeln: "Diese beiden werden euch sagen, dass ihr nur die Wahl zwischen zwei alten Parteien habt, ich bin hier um euch zu überzeugen, dass es eine Alternative gibt".
Sachpolitik dominiert über weite Strecken die Debatte, beim Reizthema Spesenskandal versucht sich der Konservative Kandidat David Cameron als neuer Saubermann zu präsentieren, er verspricht ein kleineres, effizienteres Parlament: "Wir hatten alle Abgeordnete die das Spesensystem missbraucht haben, 3 Labour Abgeordnete stehen vor Gericht und auch die Liberaldemokraten wurden kritisiert".

Brown gesteht Fehler ein

Premierminister Gordon Brown streut sich stellvertretend für seine Labour Partei Asche auf sein Haupt: "Es sind furchtbare Dinge passiert, wir mussten gegen viele Abgeordnete vorgehen, die das Vertrauen der Öffentlichkeit missbraucht haben. Wir sind in der Politik um den Menschen und nicht uns selbst zu dienen".

Ehrlichkeit eingefordert

Die alles entscheidende Frage ist aber, wie die Briten ihre Staatsschulden in den Griff bekommen ohne massive Steuererhöhungen und Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben hinnehmen zu müssen. David Cameron wirft dem Premierminister zum xten Mal vor, untätig zu sein: "Gordon sagt, ich werde weiter Geld verschwenden um dann die Steuern zu erhöhen".

"Natürlich wollen wir Einsparungen, aber wir können es uns nicht leisten die staatliche Unterstützung der Wirtschaft jetzt zu kürzen
Dieses Argument behandelt nicht das Grundproblem. Keiner der beiden ist ehrlich mit uns. Wir werden uns vieles nicht mehr leisten können", sagt Nick Clegg.

Sieger Clegg

Die Zuschauer küren Clegg in den Umfragen zum Sieger der Debatte. Sollte er es schaffen und diesen Erfolg in Unterstützung für seine Partei umzumünzen, müssen sowohl Gordon Brown als auch David Cameron um wichtige Wählerstimmen zittern. Sie haben spätestens nach der Debatte aufgehört, den Dritten im Rennen um die Downing Street zu unterschätzen.