Grossbritannien vor Fernsehduellen

Countdown zur Wahl

Großbritannien erlebt heute erstmals in seiner Geschichte eine live Fernsehdiskussion der Spitzenkandidaten vor der Unterhauswahl. Gordon Brown, der amtierende Labour-Premierminister, trifft auf seinen konservativen Herausforderer David Cameron und den Chef der Liberaldemokraten Nick Clegg.

Morgenjournal, 15.4.2010

Drei Runden bis 6. Mai

Insgesamt finden bis zur Wahl am 6. Mai drei derartige Runden statt. Weil die Briten mit diesen Debatten Neuland betreten, orientieren sie sich stark am Stil der amerikanischen Fernsehduelle Obama gegen McCain. Also eine eher trockene Abfragerei des Moderators ohne Diskussion unter den Kandidaten. Auf einen Showdown wird das Publikum wohl vergeblich warten, trotzdem ist die Spannung vor diesem historischen Ereignis, nicht zuletzt in den Wahlkampflagern der Parteien, groß.

TV-Duell im Stil der USA

Eines der ITV Fernsehstudios in Manchester ist Schauplatz dieses politisch historischen Ereignisses. Der Privatsender überträgt die erste Runde der Wahldebatte live und ohne Werbeunterbrechung. Eine von 76 Regeln, die man mit den anderen beiden Sendern Sky und BBC ausverhandelt hat. Auf einen Showdown wird das Publikum wohl vergeblich warten, die Briten orientieren sich stark am Stil der amerikanischen Fernsehduelle der Präsidentschaftskandidaten.
Zu erwarten ist also eine eher trockene Abfragerei durch den Moderator ohne Diskussion unter den Kandidaten vor einem stummen Publikum. Star- Fernsehjournalist Michael Cockerell sagt, das Beispiel USA zeige, dass der Auftritt die Wahl entscheiden könnte: "Es hat 10 Präsidentschaftswahlkämpfe in den USA mit Debatten gegeben und immer ist jener Kandidat, der die Diskussion für sich entschieden hat, Präsident geworden".

Schützenhilfe aus Washington

Sowohl die Labour Partei als auch die Konservativen haben sich Berater aus Barack Obama´s Wahlkampfteam einfliegen lassen, um dieses 'Yes we can Gefühl' in den Briten zu entfachen. Die Kandidaten bereiten sich seit Wochen intensiv vor. Herausforderer David Cameron – immer noch knapp führend in den Umfragen - gibt zu, nervös zu sein: "Ich bin allerdings besorgt, dass die Debatte durch die Regeln verlangsamt wird, wir schaffen vermutlich nur 8 Fragen in 90 Minuten".

Interesse ist groß

Der amtierende Premierminister Gordon Brown hat lange mit der Zusage gezögert an der Runde teilzunehmen, die schlechten Umfragewerte zwangen ihn zu diesem Schritt: "Man kann nie die Perfektion erreichen die man sich wünscht, aber ich bin entschlossen meine Botschaft zu vermitteln. Zum ersten Mal bietet ein Premierminister das an".

Das Interesse an der Wahldebatte – ob nun diskutiert oder nur steril Fragen beantwortet werden – ist groß, Umfragen zeigen, dass die Hälfte der Briten vorhat, am Abend einzuschalten. Schon allein aus Neugier. Die Frage ist aber, ob sie sich vom Gesehenen und Gehörten beeinflussen lassen.