Eine Zeit, die Österreich prägte

40 Jahre Ära Kreisky

Genau vor 40 Jahren begann in Österreich eine politische Ära: Am 21. April 1970 wurde das erste Kabinett Kreisky angelobt. Insgesamt blieb Bruno Kreisky 13 Jahre lang als Bundeskanzler im Amt - eine prägende Zeit für Österreich.

Morgenjournal 21.04.2010

Eine Rechnung ging auf

Die SPÖ war damals als Erste aus der Nationalratswahl hervorgegangen. Doch weil sie nur die relative Mehrheit hatte und eine Große Koalition mit der ÖVP nicht zustande kam, stürzte sich Bruno Kreisky in das Wagnis einer Minderheitsregierung. Die Rechnung ging auf: Schon eineinhalb Jahre später fuhr er bei neuerlichen Wahlen die Absolute Mehrheit ein;

SPÖ stärkste Partei

Ende der 1960er-Jahre hatte Bundeskanzler Josef Klaus eine ÖVP-Alleinregierung geleitet. Am 1. März 1970 drehte sich alles. Der damalige Hochrechner der Nation, Gerhard Bruckmann, prognostizierte: "Es zeichnet sich ein überraschend hoher Wahlsieg der SPÖ ab." Am Ende war die SPÖ mit 48,4 Prozent der Stimmen die stärkste Partei.

Minderheitsregierung mit klingenden Namen

wochenlange Verhandlungen über eine Große Koalition mit der ÖVP scheiterten. Am 21. April wurde dann die SPÖ-Minderheitsregierung unter Bruno Kreisky - übrigens die bisher einzige in der Zweiten Republik, angelobt. Klingende Namen waren darunter: Firnberg, Broda, Androsch, Kirchschläger, Staribacher. Später kamen weitere bekannte Persönlichkeiten dazu: Leodolter, Sinowatz, Dallinger, Dohnal.

Kritisiertes Verhältnis zur FPÖ

Das erste Kabinett wurde von der FPÖ unter Friedrich Peter geduldet, sie erhielt dafür eine, Kleinparteien begünstigende, Wahlrechtsreform. Bruno Kreiskys Verhältnis zur FPÖ, auch dass er in seinem Kabinett mehrere frühere Nationalsozialisten duldete, brachte dem späteren Sonnenkönig viel Kritik ein - der er, selbst früher Verfolgter von Austrofaschismus und NS-Regime, so begegnete: "Ich bin der Meinung, es ist das unveräußerliche Recht jedes Menschen, seine politischen Auffassungen im Lichte der Erfahrung zu überprüfen und auch zu ändern."

Legendäres Zitat

Goldene Jahre für Österreich, fanden und finden die einen - der Beginn des großen Schuldenmachens, das Österreich mit schweren Lasten für die Zukunft beladen hat, konstatieren noch heute andere. Eine Einschätzung, der gerne Kreiskys folgender legendärer Satz entgegengehalten wird: "Dass mit ein paar Milliarden mehr Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten als ein paar hunderttausend Arbeitslose mehr."

Niederlage um Zwentendorf

Ein Stück des Weges mit der SPÖ gehen, alle Lebensbereiche mit Demokratie durchfluten, Ausbau von Sozialleistungen, Bildungsreform, Emanzipation, diese Schlagworte haben sich tief ins kollektive Bewusstsein Österreichs eingegraben haben. Seine größte Niederlage erlitt Kreisky, als er die Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf verlor: "Es ist auch eine persönliche Niederlage für mich, denn ich war derjenige, der meiner Partei die Volksabstimmung empfohlen hat."

Wiesenthal und Androsch

Dennoch gewann Kreisky die nächste Wahl haushoch. Dunkle Flecken auf seiner Ära lieferten eine hässliche Auseinandersetzung mit Simon Wiesenthal und der Bruch mit seinem langjährigen sogenannten Thronfolger Hannes Androsch.

Noch immer Vorbild

1983 trat Bruno Kreisky nach dem Verlust der absoluten Mehrheit ab. Trotz Konflikten mit seiner SPÖ in den Altersjahren bestanden nie Zweifel über seine ideologische Heimat: "Diese Partei hat im wahrsten Sinne des Wortes meinem Leben Sinn und Inhalt gegeben."

1990 ist Bruno Kreisky gestorben. Kein SPÖ-Vorsitzender der jüngeren Zeit ist daran vorbeigekommen, ihn als Vorbild zu nennen.

Zeitgenossen erinnern sich

In Festakten begeht die SPÖ das denkwürdige Datum. Am Rande einer solchen Veranstaltung äußern sich ehemalige Weggefährten, Mitstreiter und politische Widersacher über Bruno Kreisky.

Mittagsjournal, 21.04.2010