Umstrittenes Bahnprojekt
Koralm-Tunnel: Baubeginn
In Frauental in der Weststeiermark findet heute der Tunnelanschlag für den Koralm-Tunnel statt. Er ist 33 Kilometer lang und das Herzstück einer neuen Bahnverbindung von Graz nach Klagenfurt. Die ÖBB schätzen die Kosten auf fünf Milliarden Euro. Verkehrsexperten sind uneinig, ob das Projekt wirklich notwendig und sinnvoll ist.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.05.2010
Vorteile für Fahrgäste
Die derzeitige Bahnverbindung von Graz nach Klagenfurt ist schlecht. Darin sind sich Befürworter und Gegner des Koralm-Tunnelprojekts einig. Deshalb sei der Tunnel notwendig und werde den Fahrgästen Vorteile bringen, meint Klaus Riessberger, Professor am Institut für Eisenbahnwesen der technischen Universität Graz. Die Verbindung in den Westen und in den Süden werde verbessert.
Es gehe aber nicht nur um ein paar Minuten Zeitersparnis. Riessberger hält den Koralm-Tunnel für notwendig, um den gesamten Raum Graz in das europäische Eisenbahnnetz einzubeziehen. Graz habe immerhin eine bedeutende Industrie und eine dreiviertel Million Menschen werde besser in die Verkehrswege innerhalb Europas eingebunden, so sieht es der Professor für Eisenbahnwesen aus Graz.
Wachstum liegt im Osten, nicht im Süden
Sein Kollege Sebastian Kummer, Professor für Transportwesen der Wirtschaftsuniversität Wien, hält die derzeitigen Verbindungen - zumindest was den Güterverkehr betrifft - für ausreichend. Seiner Meinung nach gehen die Befürworter von unrealistischen Erwartungen aus. Die Wachstumschancen im Güterverkehr lägen nicht im Süden Europas sondern im Osten und das Projekt sei von der Dimension her zu aufwändig geplant.
Kummer von der WU Wien ist nicht generell dagegen, die Strecke von Graz nach Klagenfurt zu verbessern. Aber man solle die sparsamste Variante wählen und nicht den gesamten Tunnel bauen. Die Planung sollte noch einmal überdacht werden.
Rein politisches Projekt
In einem sind sich beide Professoren einig: Es handle sich beim Koralm-Tunnel um ein politisches Projekt. Wirtschaftliche Überlegungen hätten nicht die entscheidende Rolle gespielt.