Ethnische Vorurteile ausgenutzt

Kirgistan: Politischer Machtkampf

Die Kirgistan-Expertin Andrea Schmitz sagt im Ö1 Interview, dass die Unruhen in Kirgistan aufgrund des Machtkampfes zwischen Ex-Präsidenten Bakijew und der Übergangsregierung ausgebrochen seien. Man nütze ethnische Ressentiments zu politischen Zwecken aus. Mitschuld an den Problemen sei die künstliche Grenzziehung aus Sowjetzeiten, durch die viele Usbeken im heutigen Kirgisien leben.

Mittagsjournal, 14.06.2010

Ex-Präsident Bakijew verantwortlich

Die Lage erscheint so verwirrend, weil die Konfliktlage so komplex ist, erklärt die Kirgistan-Expertin Andrea Schmitz. Die Interimsregierung von Rosa Otunbajewa in Bischkek macht die Anhänger des gestürzten Präsidenten Bakijew für die Gewalt verantwortlich.

Verlängerter Machtkampf

In erster Linie, so Schmitz, gehe es zunächst um Rache, in einem Machtkampf, der eine ethische Färbung angenommen hat: "Das ist eine Art Verlängerung des Machtkampfes zwischen dem Ex-Präsidenten und der Interimsregierung. Dadurch sind die Machtverhältnisse im Süden durcheinandergekommen. Die Eskalation ist passiert, weil Anfang Juni Bakijews Familienanwesen in Jalalabad in Flammen gesetzt wurde. Dafür haben wiederum Bakijews Anhänger einen usbekischen 'Big Man' im Süden verantwortlich gemacht."

Verlängerter Machtkampf

In erster Linie, so Schmitz, gehe es zunächst um Rache, in einem Machtkampf, der eine ethische Färbung angenommen hat: "Das ist eine Art Verlängerung des Machtkampfes zwischen dem Ex-Präsidenten und der Interimsregierung. Dadurch sind die Machtverhältnisse im Süden durcheinandergekommen. Die Eskalation ist passiert, weil Anfang Juni Bakijews Familienanwesen in Jalalabad in Flammen gesetzt wurde. Dafür haben wiederum Bakijews Anhänger einen usbekischen "big-man" im Süden verantwortlich gemacht."

Alte Ressentiments

In der Folge hätten Bakijews Anhänger die Kirgisen gegen die Usbeken aufgewiegelt: "Wie kann das solche Ausmaße annehmen. Das hat mit alten Ressentiments zu tun."

Künstliche Grenzziehung durch Sowjets

In den 1920er und 1930er Jahren habe die Sowjets das von vielen Völkern durchmischte Fergana-Tal durch künstliche Grenzziehung gleichsam mit dem Messer zerschnitten. Mit dem Ergebnis, dass etwa im kirgisischen Ferganatal eine usbekische Mehrheit wohnen blieb. Die Hälfte der Bewohner sind heute Usbeken. Armut und Landflucht treiben seit den 1090er Jahren ethische Kirgisen in den usbekisch dominierten Süden.

Schmitz: "Die Usbeken kontrollieren im Süden des Ferganatals die Infrastruktur. Die Migranten kommen nun in diese Region die zu ihrem Land gehört und haben vielfach den Eindruck, dass es den Usbeken hier um vieles besser geht als ihnen selbst."

Zusätzlich organisierte Kriminalität

In den 90-er Jahren, wo es bereits mehrfach Zusammenstöße mit Toten gab, habe sich das festgesetzt: "Ich glaube, dass hier schwierigen ethnischen Voraussetzungen direkt instrumentalisiert werden." Dazu komme organisierte Kriminalität, mit der auch Ex-Präsident Bakijew in Zusammenhang gebracht wird und sich ebenfalls auf ethnische Clans verteilt.

Otunbajewa hilflos

Dass die Regierung in Bischkek - die bis dato vergebens um russische Militärhilfe gebeten hat - hilflos ist, sei kein Wunder, sagt Schmitz: "Wir kennen das in unseren gemäßigten Breiten ein bewaffneter Mob sich einen Teufel schert, dass da Sicherheitskräfte sie zur Räson bringen wollen."

Kasachstan könnte vermitteln

Präsidentin Otunbajewas Sicherheitskräfte seien obendrein schlecht ausgebildet und in dem Konflikt auch parteiisch. Eine Möglichkeit, jetzt zu schlichten, sieht Andrea Schmitz in Kasachstan, das derzeit den OSZE-Vorsitz innehat und im kirgisischen Konflikt schon einmal vermittelt hat.