Erster Erfolg im Golf von Mexiko
Ölaustritt vorerst gestoppt
Erstmals seit drei Monaten fließt kein Öl mehr aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko. Die Anfang der Woche über dem Leck platzierte Verschlusskappe ist erstmals vollständig geschlossen worden. Jetzt wird getestet, ob der Verschluss und die Leitungen im Meeresgrund dem Druck aus der Ölquelle standhalten können.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 16.07.2010
Nur vorübergehend
Experten von BP gelang es, alle Ventile eines Auffangzylinders zu schließen. Das Ölleck vor der US-Küste sei damit zumindest vorübergehend abgedichtet, teilte ein BP-Manager gestern mit. Er warnte aber vor vorschneller Zuversicht: Die Tests hätten "gerade erst begonnen". Zunächst bleibe das Leck in 1.500 Meter Tiefe lediglich zu Testzwecken geschlossen. Diese Tests würden zwischen sechs und 48 Stunden dauern.
"Ich weiß nicht, ob das so bleibt"
Die Bilder vom Meeresgrund belegen es: Aus dem Leck schießt kein Öl mehr ins Meer - der Test mit der neuen, 68 Tonnen schweren Verschlusskappe ist erfolgversprechend angelaufen, so BP Einsatzleiter Doug Suttles: "Heute ist ein besonderer Tag, seit 86 Tagen fließt Öl ins Meer, heute hat das aufgehört. Ich weiß noch nicht, ob das so bleibt - aber es hat aufgehört."
Sorge um andere Lecks
Ob das Öl dauerhaft gestoppt werden kann, steht noch nicht fest: Laufend wird derzeit der Druck im Verschluss gemessen. Sollte er fallen, dann würde das bedeuten, dass an anderer Stelle ein Leck entstanden ist - genau das fürchten BP-Einsatzleitung und US-Küstenwache am allermeisten.
Tankschiffe in Bereitschaft
Die nächsten zwei Tage lang soll gemessen und getestet werden, heißt es aus der Einsatzleitung. Sollte es zu Problemen kommen, dann könnte das Öl aus der neuen Stahlkonstruktion über dem Leck an die Meeresoberfläche in bereitstehende Schiffe geleitet werden.
Obama vorsichtig
Auch im Weißen Haus wird der Öl-Stopp mit vorsichtiger Erleichterung aufgenommen. Präsident Barack Obama in einer ersten Stellungnahme: "Ich denke das ist ein positives Signal, es ist ein Test, morgen werde ich mehr sagen können." Seit Beginn der Ölpest sind Schätzungen nach bisher mindestens 700 Millionen Liter Öl ins Meer geflossen.
Experte: Drucktests abwarten
Der Tiefbohrexperte Gerhard Thonhauser von der Montanuniversität Leoben ist zwar optimistisch, er bleibt aber vorsichtig: Drucktests werden zeigen, ob die Rohre zur Öllagerstätte halten oder im schlimmsten Fall platzen und wieder leck werden.
Mittagsjournal, 16.07.2010
Heikle Entlastungsbohrung
Der erste Schritt ist getan, sagt Thonhauser, der zweite muss jetzt folgen: Die Entlastungsbohrungen müssen vorangetrieben werden, um das Bohrloch zuzubetonieren. Die Entlastungsbohrungen sind ein Stück Ingenieurskunst - denn die erste Bohrung muss tief unter Wasser und Erde genau getroffen werden. Für Thonhauser hat BP mit dem provisorischen Schließen der Quelle nach drei Monaten den ersten Schritt in die richtige Richtung geschafft. Vorausgesetzt, dass jetzt nicht wieder etwas Unvorhergesehenes passiert.