Schnitt liegt bei 52 Jahren
Invaliditätspension: Ansturm hält an
Schon fast eine halbe Million Menschen bezieht Invaliditätspension, der Altersschnitt der Betroffenen sinkt dramatisch, er liegt bei 52 Jahren. Und: Immer häufiger werden seelische Erkrankungen als Grund für das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben genannt.
8. April 2017, 21:58
460.000 Betroffene
Die Zahl der Invaliditätspensionen nimmt Jahr für Jahr zu, im Jahr 2007 haben noch rund 435.000 Menschen diese Pensionsart bezogen, mittlerweile sind es rund 460.000 Menschen, die in Invaliditätspension gehen, sind im Schnitt 52 Jahre alt.
Es sind vor allem Rückenleiden oder ähnliche körperliche Beschwerden, wegen derer die Berufsunfähigkeit zuerkannt wird, in jedem dritten Fall sind sie Grund für die Invaliditätspension.
Immer mehr seelische Leiden
Allerdings zeigt sich, dass seelische Leiden eine immer größere Rolle spielen. Rund 30 Prozent der Invaliditätspensionen werden wegen seelischer Erkrankungen zuerkannt, was einen dramatischen Anstieg darstellt, im Jahr 1995 waren es noch 11 Prozent. Insbesondere bei Frauen nimmt die Zahl sehr stark zu, hier sind seelische Erkrankungen mittlerweile sogar die häufigste Ursache, fast 40 Prozent der Frauen bekommen mittlerweile ihre Invaliditätspension wegen psychischer Krankheiten zuerkannt.
Stabil bleiben Leiden wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Befristung auf 24 Monate
Finanziell gesehen ist die Invaliditätspension nicht sehr lukrativ, im Schnitt beträgt sie rund 900 Euro monatlich. Zum Vergleich: die durchschnittliche Hackler-Pension ist doppelt so hoch.
Beantragt werden kann eine Invaliditätspension, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, dem Beruf nachzugehen. Die Abschläge bei der Pensionshöhe liegen bei 4,2 Prozent jährlich, maximal aber bei 15 Prozent. Im Regelfall wird eine Invaliditätspension auf maximal 24 Monate befristet zuerkannt, dann wird neuerlich geprüft. Ein Daueranspruch gleich zu Beginn wird nur in Ausnahmefällen zugesprochen.
Mittagsjournal, 19.07.2010
Invaliditätspensionen steigen, Eva Haslinger
Unterschiedliche Vorschläge der Sozialsprecher
Was also tun, angesichts steigender Anzahl von Invaliditätspensionen, angesichts immer jüngerer Invaliditätspensionisten, angesichts von immer mehr Burn-Out an den Arbeitsplätzen. Unterschiedlich sind die Meinungen der Sozialsprecher der Parlamentsparteien dazu.
FPÖ: Zuerst Verwaltungsreform
Recht einhellig allgemein der Parteien das Bekenntnis zu mehr Vorsorge, mehr Prävention am Arbeitsplatz. Damit hat es sich dann aber auch schon in puncto Einigkeit. Recht überraschend die Aussage des freiheitlichen Fachsprechers Norbert Hofer. Er sagt: Vorderhand haben wir in diesem Staat und dessen Finanzierung ganz andere Probleme, wie die Verwaltungsreform.
BZÖ: Flexibles Pensionsmodell
BZÖ-Sozialsprecherin Ursula Haubner wiederum sagt, natürlich muss etwas geschehen, und zwar besser heute als morgen. Die Bundesregierung verschiebe das Problem offenbar hinter die nächsten Landtagswahlen. Zügig ran, an das Problem, verlangt sie. Das BZÖ habe ein flexibles Pensionsmodell entwickelt, das die Problematik entschärfen könne. Haubner schlägt eine Kombipension vor für gemindert Arbeitsfähige.
SPÖ: Betriebsklima prüfen
SPÖ-Sozialsprecherin Renate Czörgits spricht von einem Bündel notwendiger Maßnahmen zur Eindämmung der Invaliditätspensionszahlen, und will vor allem wissen, warum es ein starkes Ansteigen in speziellen Betrieben gibt.
ÖVP: Keine Stellungnahme
Vom Sozialsprecher der ÖVP war am Vormittag abwesenheitsbedingt keine Stellungnahme zu erhalten.
Mittagsjournal, 19.07.2010
Die Sozialsprecher der Parlamentsparteien zur Invaliditätspension, Wolfgang Werth