Klares Urteil des IGH zur Unabhängigkeit des Kosovo

Freude im Kosovo, Ärger in Serbien

Das Gutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag über die eigenständige Unabhängigkeitserklärung des Kosov vor zwei Jahren ist überraschend klar ausgefallen und wurde gestern Abend in Serbien entrüstet zur Kenntnis genommen. Serbien sieht keinen Grund, den Kosovo jetzt anzuerkennen.

Morgenjournal, 23.07.2010

Zeitungen: "Politischer Beschluss"

"Schändlicher Beschluss des IGH, der Kampf geht weiter", "Politischer Beschluss des Gerichtshofs", "Die Schlacht um den Kosovo geht weiter" – so lauten einige Schlagzeilen der heutigen serbischen Tageszeitungen. Einige setzten aber auch nur ein Zitat von Staatspräsident Boris Tadic auf die Titelseite und verzichteten auf politische Durchhalteparolen. Nur im Kleingedruckten im Blattinneren war zu lesen, was der IGH für Serbien tatsächlich bedeutet – ein diplomatisches Debakel. Enttäuschung und Trotz dominierten die politische Elite in Belgrad.

Serbien will Diskussion in UNO

Boris Tadic reagierte so: "Bereits am Wochenende werden Sonderbotschafter in 55 Länder ausgesandt mit meinem Brief, der den Staatspräsidenten oder den Regierungen überreicht werden wird. Viele Länder werden unter Druck stehen, den Kosovo anzuerkennen, ehe es zur Erörterung in der UNO-Generalversammlung kommt. Serbien wird alles tun, um die Zahl der Anerkennung so gering wie möglich zu halten."

Anerkennungswelle nach Gutachten?

Ziel seien neue Verhandlungen über den Status des Kosovo. Strikt dagegen sind die Albaner, die das Gutachten im Kosovo feierten. Die Unabhängigkeit haben bisher 69 Staaten anerkannt. Auf das Gutachten dürfte nun bald eine neue Anerkennungswelle folgen. Die USA bekräftigten gestern erneut ihr Bekenntnis zur Unabhängigkeit.

Konstruktive Haltung von Serben gefordert

Vizepräsident Joe Baiden forderte Boris Tadic in einem Telefonat zu einer konstruktiven Haltung gegenüber dem Kosovo auf. Das taten auch alle Staaten der EU. Österreichs Außenminister Michael Spindelegger sagte, Serbien und der Kosovo müssten nun den Weg zum Dialog finden und konkrete Probleme lösen.

Positiv: Keine Ausschreitungen

EU-Außenbeauftragte Catherine Asthon betonte, die Zukunft Serbiens und des Kosovo liege in der EU, doch der Weg dorthin wird für beide Staaten noch sehr schwierig und langwierig sein. Positiv zu vermerken ist aber, dass es gestern weder in Serbien noch im Kosovo zu Ausschreitungen kam.