Drama über Revolutionen und Terrorismus

Salzburg: Premiere für "Notre Terreur"

Der Regiewettbewerb "Young Directors Project" der Salzburger Festspiele hat heuer vier Produktionen zu bieten: Nach einer eher choreographisch gehaltenen Arbeit aus Schweden hatte am Mittwoch die französische Produktion "Notre Terreur" ("Im Bann des Schreckens") Premiere.

Kultur aktuell, 05.08.2010

Denkmal für Danton

"Notre Terreur" setzt ein, wo Georg Büchners Stück "Dantons Tod" endet, und die französische Truppe um Sylvain Creuzevault setzt dem viel später geborenen Autor auch im Text eine Art Denkmal. Denn das Stück spielt im Jahr 1794, als neun Männer im revolutionären Nationalkonvent das Sagen haben, unter ihnen Saint Just und Robespierre.

Doch die jungen Schauspieler der französischen Truppe d'ores et déjà sind zunächst in Anzug und Kravatte gekleidet wenn sie miteinander debattieren, etwa über den Wert der Kartoffel oder den neuen Kult des höchsten Wesens, der den Gottesdienst in der Kirche ersetzen soll und vieles mehr.

Diskreter Regisseur

Regisseur Sylvain Creuzevault gibt sich in Salzburg interviewscheu, ja will nicht einmal fotografiert werden und hat sich Mittwochabend auch nicht dem freundlichen Applaus des nicht gerade üppig erschienenen Publikums gestellt.

Im Internet und in YouTube findet man allerdings genug Information, die das Programmheft der Salzburger Festspiele genüsslich fast verschweigt. Dass er 28 Jahre alt ist, vor einigen Jahren schon mit seiner Truppe bei den Wiener Festwochen zu Gast war mit Brechts "Baal" - und dass er am Hamburger Schauspielhaus einen eklatanten Flop gelandet hat.

Schleppender Beginn

Das kann von "Notre Terreur" nicht behauptet werden, obwohl sich die ersten eineinhalb Stunden der Produktion ziemlich ziehen, an einem langen Tisch inmitten des Publikums, das gewissermaßen der Nationalkonvent ist, diskutiert wird und die Zuschauer, die nicht des Französischen mächtig sind, kaum mit dem Mitlesen der deutschen Übertitel mitkommen.

Die letzte Dreiviertelstunde wird dann wesentlich theatralischer, da wird es blutiger, wenn Robespierre, der auch daran glauben muss, sich mit weißer Farbe beschmiert, ein roter Theatervorhang immer wieder gezogen wird und die Geschichte ihren Lauf nimmt.

Die Luxemburgerin Martine Dennewald zeichnet für die Auswahl beim Salzburger Young Directors Project derzeit verantwortlich. Sie hat "Notre Terreur" im Theatre La Colline in Paris gesehen, das seit einiger Zeit vom Straßburger Stephane Braunschweig geleitet wird. Ob "Notre Terreur" den Preis beim diesjährigen Regiewettbewerb erringen wird, wird eine Jury gegen Ende des Monats entscheiden.